Der Begriff Plattform wird vielseitig verwendet – auch innerhalb des Thüga-Netzwerks. Dr. Matthias Cord, stellvertretender Vorsitzender des Vorstands, beschreibt, was er für Thüga bedeutet und wie er für Partnerunternehmen Mehrwert schafft.

Herr Dr. Cord, was verstehen Sie unter dem Begriff Plattform?

Plattformen nennen wir zum einen alle Plusgesellschaften und Start-ups in der Thüga-Gruppe, die skalierbare Lösungen und Dienstleistungen für unsere Partnerunternehmen und teilweise auch Energieversorger außerhalb des Thüga-Netzwerks entwickeln und anbieten. Zum anderen sprechen wir von IT-Plattformen, mit deren Hilfe wir nicht-differenzierende Prozesse auf eine neue, standardisierte und zukunftsfähige Technologiebasis stellen. Sie dienen dazu, Kosten zu senken und Qualität zu sichern.

Das klingt eher nüchtern und sehr theoretisch …

Überhaupt nicht! Hochspannend ist zum Beispiel die Thüga-Abrechnungsplattform, kurz TAP, die sich aktuell im Aufbau befindet. Ein Transformationsprojekt, das in seinem Umfang einzigartig in der Thüga-Geschichte ist. Hier bündeln wir mehr als 15 Millionen Zählpunkte von 38 Unternehmen, die bislang in vielen verschiedenen IT-Umgebungen abgerechnet wurden, auf einer Plattform. Der Fokus liegt auf Automatisierung und Standardisierung.

Warum ist das so wichtig?

Die nachhaltige und dezentrale Erzeugung von Energie, ihre intelligente Verteilung und ihr effizienter Einsatz in einem immer dynamischeren Energiesystem fordern Stadtwerke und Regionalversorger enorm heraus. Das kann ein einzelnes Unternehmen – auch vor dem Hintergrund des akuten Fachkräftemangels – gar nicht meistern. Hier sind gemeinsame Plattformen unerlässlich und ein Signal zum Aufbruch in diese neue Zeit. Wie zum Beispiel auch die Umstellung auf die neue S/4HANA-Plattform in SAP, die unsere Plusgesellschaft Thüga SmartService betreibt.

Damit leiten Sie direkt zur zweiten Art der Plattformen bei Thüga über.

Genau, zu unseren Plusgesellschaften und Start-ups. Mit ihrer Hilfe verhindern wir, dass jedes Unternehmen für sich allein Ressourcen aufbauen muss – sei es im Bereich Digitalisierung, Energiedatenmanagement oder erneuerbare Energien. Die Innovationsplattform der Thüga möchte ich hier ebenfalls nennen, auch wenn sie kein eigenständiges Unternehmen ist.

Wie arbeitet die Innovationsplattform?

Hier haben sich eine Reihe von Thüga-Partnerunternehmen zusammengeschlossen, um innovative Ideen gemeinsam zu prüfen und auf den Markt zu bringen – unter Federführung des Thüga-Kompetenzcenters Innovation. Hier bedeutet Plattform also eine bestimmte Art der Zusammenarbeit. Wir brauchen smarte Lösungen für den Energiemarkt, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Auch das geht gemeinsam und mit geteiltem Know-how sowie geteilten Kosten besser.

IT-Plattform oder Plattform-Gesellschaft – ohne die Menschen dahinter funktioniert es nicht.

Richtig, es sind die Menschen mit ihren Visionen und Kompetenzen, die die Plattformen jeglicher Art entwickeln und voranbringen. TAP stellt zum Beispiel einen Meilenstein in der standortübergreifenden, interdisziplinären Kooperation dar. In den vergangenen beiden Pandemie-Jahren haben hier rund 100 Beschäftigte ausschließlich digital zusammengearbeitet. Auch unsere zahlreichen Forschungs- und Beratungsprojekte funktionieren nur durch Kooperation über sämtliche Unternehmensgrenzen und Regionen hinweg. Zum Beispiel in den Bereichen Wasserstoff, Smart City oder lokaler Stromhandel mit erneuerbaren Energien.