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Die Thüga hat mit zwei Partnern ein Prognosetool entwickelt, das die Entwicklung von Last und Einspeisung im Niederspannungsnetz vorhersagt. Es steht seit Mai zur Verfügung. Was es kann und warum der Einsatz lohnt.
Die Anforderungen an die Niederspannungsnetze ändern sich rasant. Zu neuen Verbrauchern wie E-Autos und Wärmepumpen kommen Erzeugungsanlagen wie Aufdach-Photovoltaikanlagen oder Balkonkraftwerke. „Wer den Ausbau der bestehenden Infrastruktur möglichst effizient voranbringen will, sollte für die Vorhersage der weiteren Entwicklung von Last und Einspeisung viele Informationen nutzen“, findet Axel Stiefermann aus dem Thüga-Team Netzstrategie.
Das Prognosetool, das die Thüga gemeinsam mit Energynautics und enwarp entwickelt hat, verknüpft eine große Bandbreite an Daten und liefert genau das: belastbare Vorhersagen, wo künftig mit welchen Anschlussleistungen zu rechnen sein wird – beginnend mit dem einzelnen Hausanschluss, aggregiert bis auf die Ebene der Trafostationen.
Nur einen Teil der Daten für das Prognosetool liefern die Verteilnetzbetreiber. „Im Kern sind das Daten aus dem Geoinformationssystem (GIS), wo eine Vielzahl von Netzdaten vorliegt. Hiervon benötigen wir mindestens die Hausanschlüsse. Weitere optionale Daten erhöhen natürlich die Prognosequalität“, beschreibt Stiefermann die Ausgangssituation. Doch je breiter die Datenbasis, desto genauer die Vorhersage. Deshalb sind Bestandsdaten zu Photovoltaikanlagen, Wallboxen oder Wärmepumpen sinnvolle Ergänzungen. Auch Angaben zu den bisherigen Strom- und Gasverbräuchen tragen zur Genauigkeit der Vorhersage bei.
Um sie weiter zu schärfen, zieht das Prognosetool zusätzliche Daten heran, die von den Partnern zur Verfügung gestellt werden: Angaben zum Gebäudebestand, Wärmebedarf, vorhandene Garagen auf den jeweiligen Liegenschaften, Standardlastprofile und sozioökonomische Informationen wie Anzahl der Personen im Haushalt, Einkommen oder Alter. Leonard Hülsmann von Energynautics: „Eine wichtige Größe für die Vorhersage ist außerdem das Solarpotenzial der jeweiligen Liegenschaften. Auf Basis der vorhandenen Dachflächen, deren Neigung und ihrer Nord-Süd-Ausrichtung berechnen wir, welche PV-Leistung sinnvoll erwartet werden kann.“
Auf dieser Basis ermittelt das Prognosetool für ein bestimmtes Zieldatum die weitere Entwicklung von Last und Einspeisung. Stiefermann: „Anhand der grafischen Darstellung lässt sich dann sehr einfach sehen, wo im Stadtgebiet Trafostationen oder Hausanschlüsse in welchem Jahr an ihre Kapazitätsgrenze stoßen werden. Entsprechend gezielt können Ausbaukapazitäten geplant und beauftragt werden.“ Auch die Fragen, in welchen Netzabschnitten intelligente Messvorrichtungen eingebaut werden sollten, sind damit leicht zu beantworten. „Auf Basis der Prognosen können Netzbetreiber Messtechnik mit Steuerungsmöglichkeit nach Paragraf 14a gezielt an neuralgischen Punkten implementieren, um so Netzumbau und -ausbau präzise zu managen.“
„Alle Daten können in den üblichen Dateiformaten wie etwa CSV hochgeladen und im System selbst in Tabellen- oder Grafikdarstellung bearbeitet oder ergänzt werden“, beschreibt Malte Fichtner, CTO bei enwarp, die Arbeit mit dem Prognosetool. Angaben können im Tool nachgearbeitet und ergänzt, Änderungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen je nach Region nachgeführt werden. Die Daten selbst liegen in ISO-zertifizierten Datenzentren in Deutschland. „Wir entsprechen damit vollumfänglich den Vorgaben der Datenschutz-Grundverordnung“, so Fichtner.
„Das offene Rahmenabkommen bietet unterschiedliche Optionen“, erklärt Stiefermann. „Für alle, die tiefer in die Materie einsteigen wollen und ausreichend Kapazitäten haben, sich selbst um Datentransfer und -pflege zu kümmern, gibt es die einfache Systemlizenz.“ Alternativ sind unterschiedliche Servicepakete zu haben – von der Einstiegshilfe bis hin zum Rundum-sorglos-Paket. Stiefermann: „Wir stellen jetzt mit dem Prognosetool etwas zur Verfügung, das Netzplaner heute für die effiziente Realisierung der Energiewende von morgen brauchen. Der Markt hat so etwas bislang nicht hergegeben.“