Langfristige Unternehmenssteuerung und Strategieentwicklung: Sie sind die Basis für die gesunde Entwicklung eines Unternehmens. Was tut Thüga, um die Partnerunternehmen dabei zu unterstützen? Dazu ein Interview mit Lukas Kohnle, Thüga-Teamleiter Kaufmännische Beratung.

Herr Kohnle, warum ist es so wichtig, die Unternehmensentwicklung langfristig zu betrachten?
Seit Jahren lassen sich Trends erkennen, die für die Ertragssituation der Unternehmen sehr herausfordernd sind. Solche Trends werden oft erst bei einer längerfristigen Betrachtung sichtbar. Daher ist ein Blick auf die nächsten zehn Jahre wichtig, um die Weichen richtig zu stellen.

Was genau sind die Trends?
Auch wenn die Unternehmen unterschiedlich sind, zeichnen sich ähnliche Entwicklungen ab: Im Netz haben wir durch die Regulierung ein anhaltend niedriges Zinsniveau, das zeitverzögert zunehmend ergebnisbelastend in den Unternehmen ankommen wird. Im Vertrieb geraten durch den Wettbewerb die Margen unter Druck, bei einem zugleich rückläufigen Absatz. Gleichzeitig sehen wir einen verstärkten Investitionsbedarf in die Netze. Bei sinkenden Ergebnissen und steigenden Investitionen wird die Finanzierungssituation angespannter. Deshalb ist Transparenz wichtig, um rechtzeitig den richtigen Weg in die Zukunft einzuschlagen.

Und wie gelingt das?
Wir schaffen mit unserem langfristigen Unternehmenssimulationstool durch Projekte vor Ort Transparenz. Damit führen wir für mindestens zehn Jahre eine Ergebnis- und Finanzsimulation durch. Dies geschieht werttreiberorientiert und geschäftsfeldbezogen. Unterstützt wird diese Simulation durch eine vorangehende Analyse der Stärken und Schwächen des Unternehmens und der Chancen und Risiken des Umfelds – also eine klassische SWOT-Analyse. Auf dieser Basis legen wir dann mit den Verantwortlichen die Ziele fest, wohin sich das Unternehmen entwickeln soll. Im letzten und wichtigsten Schritt suchen wir nach Maßnahmen, um diese Ziele zu erreichen. Wir bewerten und initiieren sie, um sie nachhaltig
umzusetzen.

Welche Maßnahmen sind das beispielsweise?
Oft betreffen sie das Kerngeschäft. Im Netzbereich ist der Dauerbrenner ein optimales Kostenmanagement. Wir sehen auch noch Potenzial im Bereich Wasser.

Spielt auch die Digitalisierung eine Rolle?
Ja, denn sie trägt dazu bei, die Prozesskosten zu optimieren. Initiativen der Thüga ermöglichen es den Partnerunternehmen, von Synergien zu profitieren. Zum Beispiel die Abrechnungsplattform (TAP), um die Cost to Serve zu senken, oder das S4-Template. Dies alles sind die Pflichtaufgaben
des Energieversorgers, die kurzfristig wirken, um das Kerngeschäft weiter effizient zu betreiben.

Und langfristig?
Wir müssen neue Geschäftsfelder umsetzen, um die rückläufigen
Ergebnisse im Kerngeschäft zu kompensieren. Kerngeschäftsnahe Themen versprechen derzeit am meisten Erfolg. Unsere Innovationsplattform untersucht eine Vielzahl von Ideen. Sie entwickelt aus den Ideen Geschäftsmodelle und rechnet Business Cases.

Unterstützen Sie die Partnerunternehmen auch über die Vor-Ort-Projekte hinaus?
Um mehr Unternehmen zu erreichen, bieten wir zu einzelnen Themen generelle Hilfe an, zum Beispiel mit dem Weiterbildungsprogramm EnwiCon und dem neuen Modul EnwiStrat. Mit unseren Langfristprämissen im Extranet geben wir auf Anfrage unsere Einschätzung über die künftigen
Entwicklungen weiter – das ist für die Analyse eine gute Unterstützung

Was sind die Erfolgsfaktoren, damit ein Projekt gelingt?
Die Strategiearbeit darf nicht nur in den Köpfen weniger Personen stattfinden. Die Belegschaft sollte eingebunden sein, ebenso die Gesellschafter. So fließt mehr Erfahrung in die Projektarbeit ein und die Mitarbeiter identifizieren sich mit den Ergebnissen. Wenn auch die Gesellschafter eingebunden sind, sorgt das für die notwendige Rückendeckung und steigert die nachhaltige Umsetzung enorm. Und für mich ist die Quantifizierung der Projektarbeit in der Unternehmenssimulation der grundlegende Erfolgsfaktor. Das macht die Projektergebnisse messbar. Natürlich muss man hier den Mut haben, bestimmte Entwicklungen der Zukunft in Zahlen auszudrücken – auch wenn die Unsicherheit groß ist. Aber gerade dann schafft diese Quantifizierung eine Orientierung.

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Stimmen aus zwei Thüga-Partnerunternehmen, die Projekte mit Thüga bei sich umgesetzt haben:

Heiko Alte Epping, Stadtwerke Ostmünsterland in Telgte: „Vor zwei Jahren wurden die Stadtwerke ETO und die Energieversorgung Oelde zu den Stadtwerken Ostmünsterland. Für uns ist nun der richtige Zeitpunkt, den Blick vom unmittelbaren Fusionsgeschehen weiter in die Zukunft zu richten. Auf der einen Seite spüren auch wir den Druck im Kerngeschäft. Andererseits beschäftigen uns die großen Trends wie die Dekarbonisierung. Darauf ausgerichtete neue Geschäftsfelder wie die E-Mobilität oder alternative Wärmekonzepte fordern Kunden und Kommune gleichermaßen von uns ein. Wir wollen diese Trends bewerten und die richtigen  Weichen stellen. Im November starteten wir deshalb das STRAT-Projekt, das vor den Sommerferien 2021 enden soll. Wir sind sehr zufrieden mit dem Projektverlauf. Beim ersten großen Workshop waren alle Fachbereichsleiter plus einige Fachexperten dabei. Es war uns wichtig, das Projekt auf ein breites Fundament zu stellen. Wir erwarten uns am Ende eine strategische und vor allem maßgeschneiderte Erkenntnis, welche neuen Geschäftsfelder für uns die richtigen sind. Also einen Blick auf unsere Stadtwerke in zehn Jahren. Und gerne auch einige Quick Wins rechts und links des Weges, wie wir zum Beispiel die Digitalisierung und damit die Effizienz noch weiter voranbringen können.“

Tobias Justus, enwag energie- und wassergesellschaft in Wetzlar: „Wir haben im STRAT-Projekt 2019 gemeinsam mit der Thüga die Geschäftsentwicklung über die üblichen fünf Jahre hinaus bis 2033 modelliert. Das zeigte uns perspektivische Ergebnislücken auf, aber auch wie diese konkret zu schließen sind. Das hat für die enwag ergeben: Das Geschäftsfeld Wärmecontracting kann künftig wegbrechende Erlöse bei den Commodities kompensieren, außerdem wollen wir unser Vertriebsgebiet erweitern, um Neukunden auch im Umland zu gewinnen. Weiterhin beschäftigen wir uns dezidiert mit den regulatorischen Anforderungen, um uns für jede Regulierungsperiode optimal aufzustellen. Wir nutzen im Nachgang zum Projekt das Thüga-Tool LUS, also langfristige Unternehmenssimulation, für regelmäßige Reviews. Dabei untersuchen wir, ob wir uns auf dem richtigen Weg befinden. Bei aller Ernsthaftigkeit der Materie habe ich das Projekt als erfrischenden Austausch  empfunden. Wir konnten von der Expertise der Thüga profitieren, auch über die kaufmännische Beratung hinaus – wir hatten auch Kontakt zu den Thüga-Kompetenzteams Vertrieb und Regulierung.“