Wenn sich austretendes Wasser akustisch orten lässt, sind die Verluste schon da. ESWE Versorgung nutzt deshalb Satellitendaten, um den Boden zu durchleuchten. Erste Erfolge zeichnen sich ab.

Wasserverluste treiben Versorger seit jeher um. Zwar weisen deutsche Wasserverteilnetze mit durchschnittlich rund sechs Prozent Verlustquote ein gutes Niveau auf. Doch in Zeiten zunehmender Wasserknappheit nimmt der Druck zu. Ressourceneffizienz ist gefordert. Gerade in weit verteilten Versorgungsnetzen ist die Instandhaltung des Netzes mit einem großen Aufwand an Zeit und Kosten verbunden, zudem sind Fachkräfte rar. „Als Versorger suchen wir nach Methoden, etwaige Lecks nicht nur schneller zu orten, sondern auch Indikatoren zu ermitteln, um die Instandhaltung besser planen zu können“, erklärt Ralf Cohrs, Leiter Abteilung Planung, Erneuerbare Energien und Infrastrukturen bei ESWE Versorgung in Wiesbaden.

Erkennen, was nicht zu sehen ist

Der konventionelle Weg, um Lecks im Untergrund zu finden: Versorger horchen nachts mit Bodenmikrofonen in die Erde, denn Lecks verursachen entsprechende Geräusche. „Schon bei unserem Verteilnetz mit 736 Kilometer Länge ist das ein beträchtlicher Aufwand“, sagt Cohrs. „Noch aufwendiger wäre der stationäre Einbau von Sensorköpfen.“ Auch das hat ESWE bereits erprobt, außerdem mit digitalen Zwillingen und sogar dem Einsatz von künstlicher Intelligenz experimentiert. Bisher ohne Erfolg.

Einblicke aus 36.000 km Höhe

Seit etwa einem Jahr läuft nun ein Pilotversuch mit Asterra, einem israelischen Unternehmen, das Satellitendaten bereitstellt. Diese dringen bis zu acht Meter tief in den Erdboden ein. „Asterra gleicht seine Daten mit den Daten aus unserem Versorgungsnetz ab und sagt uns, wo Wasser im Boden ist“, erläutert Cohrs. Die Rückstrahl-Wellenlängen geben Hinweise darauf, ob es sich um Trinkwasser, Abwasser oder Quellwasser handelt. „Aber das prüfen wir derzeit noch“, ergänzt Cohrs. Die von Asterra ermittelten Points of Interest helfen ESWE jedenfalls, Leckortungsteams und Reparaturtrupps gezielter einzusetzen.

Besser planen

Darüber hinaus hofft man, Erkenntnisse über den Netzzustand zu gewinnen. Alter und Werkstoffqualität der Rohre – ob Grauguss oder duktiles Gusseisen – sowie Bodenbeschaffenheit oder Belastungen infolge von Verkehr bestimmen den Instandhaltungsaufwand. Brüche erfolgen meist schlagartig, Korrosion ist ein schleichender Prozess. Ein stecknadelgroßes Loch, durch das Wasser austritt, kann als feuchte Stelle bereits detektiert werden, bevor es akustisch erkennbar ist. Satellitendaten geben also bessere Einblicke zu einem früheren Zeitpunkt. In Kombination mit einer Asset-Simulations-Software namens KANEW, die auch von der Thüga eingesetzt wird, kann die Ausfallwahrscheinlichkeit dann umso granularer berechnet werden. Die Idee für die Nutzung von Satellitendaten kam aus dem Thüga-Arbeitskreis Netzstrategie Wasser. Der Pilotversuch mit Asterra läuft in Kooperation mit dem Rohrhersteller Tiroler Rohre GmbH. In knapp drei Jahren wird eine endgültige Bilanz vorliegen.