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Ohne Preisanpassungen können Wasserversorger ihre Netze und Anlagen nicht instandhalten und modernisieren. Thüga berät Wasserversorger aus der Thüga-Gruppe dabei, ihre Preismodelle wirtschaftlicher zu gestalten.
Ohne Wasser? Steht das Leben still. Trotzdem kostet ein Liter erstaunlich wenig: 0,3 Cent. Mit diesem durchschnittlichen Wasserpreis sollen Netze, Rohre, Brunnen und Hochbehälter instandgehalten, modernisiert und für den Klimawandel ertüchtigt werden. Wie rechnet sich das? Gar nicht. „Viele Wasserversorger aus der Thüga-Gruppe haben trotz steigender Kosten ihre Wasserpreise in den vergangenen Jahren nicht adäquat angepasst“, sagt Christian Beßer vom Thüga-Kompetenzteam Vertrieb & Marketing (MA-V). Das Vernachlässigen hat Konsequenzen: Viele Partnerunternehmen (PU) wirtschaften nicht kostendeckend, einige machen sogar jährlich Defizite in Millionenhöhe. Was in anderen Energiesparten zu einem Aufschrei führen würde, wurde beim Thema Wasser geschluckt. „Unter anderem auch, weil Wasser immer schon ein politisches, ein emotionales Thema ist“, erklärt Martin Gehringer (MA-V). „Gerade Kommunalpolitiker denken oftmals, Wasser gehöre zur Daseinsvorsorge und dürfe nichts kosten.“ Doch diese Einstellung bröckelt, beobachtet Beßer: „Wir sehen, dass immer mehr Wasserversorger aus der Thüga-Gruppe ihre Preise anheben. Oft nicht genug, um kostendeckend zu arbeiten oder gar eine Rendite zu erzielen, aber erste Schritte werden getan.“
Die Thüga hat bei dieser positiven Entwicklung ihre Fachkompetenz eingebracht. Erstens bietet sie seit Jahren das Tool Preiskalkulation Wasser (PKW) an, mit dem PU ihre Preise für Trinkwasser berechnen können. Zweitens unterstützt sie ihre PU direkt, wenn diese auf sie zukommen. Gehringer: „Mit der Energieversorgung Sylt haben wir bereits vergangenes Jahr ein Projekt zur Preisanpassung durchgeführt, mit Energie Waldeck-Frankenberg diesen Sommer.“ Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Sylt hat seine Preise um knapp 30 Prozent an die aktuellen Bedingungen und Kostenstrukturen angepasst, Energie Waldeck-Frankenberg wird sie am 1. Oktober um 25 Prozent erhöhen. Schon jetzt steht fest, dass weitere Maßnahmen folgen. „Voraussichtlich werden beide Unternehmen alle zwei Jahre ihre Preise prüfen und bei Bedarf anpassen“, sagt Beßer. „Nur so lassen sich die gestiegenen Personal-, Bau- und Materialkosten sowie die notwendigen Investitionen für das Netz, Hochbehälter und Brunnen finanzieren.“
„Wir füllen seit Jahren das PKW-Tool aus“, sagt Marten Matthiesen, Bereichsleiter Kaufmännische Dienste bei der Energieversorgung Sylt. „Die Auswertung hat ergeben, dass wir unsere Preise unbedingt erhöhen müssen. So kam es zum Projekt mit der Thüga.“ Ziel war nicht nur eine Preisanpassung, sondern auch ein anderes Preismodell zu schaffen. Matthiesen: „Bislang hatten wir zwei Arbeitspreise und elf unterschiedliche Grundpreise. Durch das Projekt haben wir nur noch einen Arbeitspreis und sind mit dem neuen Preismodell rechtlich auf der sicheren Seite.“ In Zahlen: Der Grundpreis hat sich fast verdoppelt, bei Verbrauchern über 30.000 Kubikmeter beinahe verzehnfacht. „Wir haben einen FAQ zusammengestellt und dem Vertrieb und Kundenservice zur Verfügung gestellt“, sagt Matthiesen. „In einem Zeitungsartikel konnten wir darlegen, weshalb die Preiserhöhung nötig war.“ Eine gute Kommunikation und Transparenz in der Öffentlichkeit haben zum Verständnis der Kundschaft beigetragen. Zwei neue Wasserbehälter in List und Westerland stellen die Wasserversorgung auch in heißen und trockenen Sommern sicher – dann, wenn die Insel mit Gästen geflutet wird und der Wasserverbrauch Spitzenlasten erreicht. Das Projekt war innerhalb von vier Monaten umgesetzt. Matthiesen: „Wir sind so zufrieden, dass wir die Thüga ein weiteres Mal für eine Preiskalkulation 26/27 beauftragen. Denn eins ist sicher: Unsere Betriebs- und Investitionskosten werden durch den steigenden Bedarf weiter steigen.“
„Die Kartellbehörde in Hessen ist sehr streng und hat seit 2007 eine Reihe Wasserversorger mit Kartellverfahren und Preissenkungsverfügungen überzogen“, sagt Frank Leister. „Deswegen haben wir uns mit Erhöhungen des Wasserpreises zurückgehalten, um nicht die Aufmerksamkeit auf uns zu lenken.“ Leister ist Leiter Controlling bei der Energie Waldeck-Frankenberg (EWF): „Dieses Frühjahr war uns aber klar, dass wir uns mit dem Thema auseinandersetzen müssen, und haben mit der Thüga das Projekt Wasserpreisanpassung gestartet.“ Aktuell baut die EWF einen Tiefbrunnen für über drei Millionen Euro und investiert jährlich fast eine Million Euro in die Instandhaltung des Netzes. „Die Preiskalkulation hat ergeben, dass wir unsere Preise um 70 Prozent erhöhen müssten, um rentabel zu wirtschaften. Das können wir so nicht umsetzen. Darum erhöhen wir zum 1. Oktober auf 25 Prozent.“ Natürlich freut sich die Kundschaft nicht, wenn Preiserhöhungen ins Haus flattern. Leister: „Die jetzige Erhöhung bedeutet für eine Familie mit 150 Kubikmeter Verbrauch ungefähr sieben Euro mehr pro Monat. Dafür erhalten die Kundinnen und Kunden Qualitätswasser aus unseren eigenen Brunnen.“ Auch bei der EWF ist damit das Thema Preiskalkulation beziehungsweise Preiskostenmodell nicht durch. „Die Empfehlung von Martin Gehringer und Christian Beßer ist, dass wir alle zwei Jahre eine Preisanpassung durchführen – und insgesamt unser Preismodell ändern.“ Sein Fazit: „Wir sind der Thüga sehr dankbar für die fachliche und menschlich tolle Zusammenarbeit bei diesem Projekt.“