Städte werden durch Digitalisierung smart: effizienter, klimaschonender und dadurch lebenswerter. Die Erkenntnisse aus den beiden Smart City-Reallaboren der Thüga mit der evm in Koblenz und der badenova in Südbaden zeigen, wie es in der Praxis funktioniert und wann es sich für Energieversorger lohnt.

Die beiden Thüga-Reallabore in Koblenz und in fünf Gemeinden in Südbaden waren zwei Jahre lang Testfelder für innovative Smart City-Anwendungen. Mit Unterstützung des Thüga-Kompetenzcenters Innovation (IN) haben sie Smart City-Anwendungen pilotiert, erfolgreich betrieben und auf technische und wirtschaftliche Machbarkeit sowie Nachhaltigkeit untersucht.  Getestet wurden zum Beispiel: Smart Parking, Bodenfeuchtemessung, Füllstandsmessung von Altglas- und Papiercontainern sowie Fernauslesung von Wasser- und Wärmemengenzählern. Zum Einsatz kamen verschiedene Sensoren, die mit unterschiedlicher Funktechnik ausgestattet waren, die wiederum über das Internet vernetzt sind.

Warum es sich lohnt

„Der Markt für IoT-Anwendungen wird sich in den kommenden Jahren rasant vergrößern“, sagt Thüga-Projektleiter Florian Lieb (IN). „In diesem Markt von Beginn an als kompetenter Partner präsent zu sein, verschafft Energieversorgern ein weiteres Standbein, zusätzliche Einnahmen und steigende Krisenresilienz.“ Es gibt zahlreiche Alleinstellungsmerkmale, die für ein  Energieversorgungsunternehmen (EVU) als Umsetzer von IoT-Anwendungen sprechen:

  • Starke Vernetzung mit Kommunen
  • Erfahrung mit dem Betrieb von Infrastruktur
  • Vertrauenswürdiger und stabiler Partner vor Ort
  • Wertschöpfung in der Region (potenzieller Rückfluss zur Kommune)
  • Dekarbonisierungspotenziale in der Energieversorgung nutzen

Wichtige Kriterien

„In der Anbahnungsphase ist mit hohen Personalkosten für die individuelle Beratung zu rechnen“, erklärt Lieb. „Außerdem natürlich mit Material- und Installationskosten. Hinzu kommen Softwarelizenzen und der Aufwand für den Betrieb und die Wartung.“ Umso wichtiger, dass IN die EVU mit ihrem Fördermittelmonitor dabei unterstützt, die Möglichkeiten voll auszuschöpfen. Und: „Ab dem Eintritt in den Vertriebskreislauf, also ab der Implementierung des ersten Anwendungsfalls, erzielt eine Smart City-Anwendung konstant Einnahmen“, so Lieb.

Sorgfältige Entscheidung

EVU sollten die Entscheidung für Smart City- oder für IoT-Aktivitäten sorgfältig abwägen. Wichtig ist, die Angebote auf die Bedürfnisse der jeweiligen Kundengruppe zuzuschneiden, also auf die  Bürger:innen, die Kommune oder das Gewerbe. Von EVU-nahen Anwendungsfällen hat das Stadtwerk selbst Vorteile. Ein Beispiel ist die Fernauslesung von Wärmemengenzählern: IoT-Sensoren übermitteln deren Daten direkt an das EVU. Neben der Umsetzung der gesetzlichen Verpflichtung zur digitalen Verbrauchsvisualisierung für Kunden (FFVAV) vermeidet dies die Anfahrt durch Personal und spart Personalkosten ein. Kund:innen profitieren von einer komfortablen Ablesung ohne Terminvereinbarung und der geringen Fehleranfälligkeit. Zum anderen können Erzeugungsprozesse optimiert werden, zum Beispiel durch eine Absenkung von Vorlauftemperatur oder eine Lastspitzenreduktion.

Kommunale Anwendungsfälle wie Parkraummanagement, Luftqualitäts- oder Pegelstandsmessung sollte das EVU nur dann umsetzen, wenn die Kommune dies aktiv nachfragt oder beauftragt – und die Kosten der Implementierung trägt. Beispiel Smart Parking: Boden- und Overhead-Sensoren überwachen die Belegung des Parkraums. Die erfassten Daten werden so weiterverarbeitet, dass die Autofahrer die Anzahl verfügbarer Parkplätze über öffentliche Displays oder über eine App einsehen können. Übergeordnetes Ziel ist es, den Parksuchverkehr zu reduzieren, um CO2-Emissionen zu senken und die Zeit für die Parkplatzsuche zu minimieren. Dies erhöht zudem die Sicherheit für andere Verkehrsteilnehmer. So hat sich die Zahl der Verkehrsunfälle im Bereich der Klimastraße 2022 gegenüber 2019 verringert. „Durch die unterschiedlichen Standorte und Bedingungen konnten wir viele verschiedene Gesichtspunkte zu Umsetzung und Betrieb von IoT-Anwendungen sammeln“, sagt Lieb. „Diese Erkenntnisse werden wir nun in der Thüga-Gruppe weitergeben, über Webinare und über das Thüga-Extranet, um den Partnerunternehmen den Einstieg in Smart City zu erleichtern.“