Erfolgreiches Pilotprojekt zur Optimierung des Eigenverbrauchs: Der Autarkiemanager steuert Erzeugung und Verbrauch im Einfamilienhaus und vernetzt es mit dem lokalen Versorger. Welche Vorteile sein Einsatz in der Praxis bringt und welche Geschäftsmodelle er ermöglicht, zeigt das Projekt in Radolfzell.

Ein Jahr lang hat das Thüga-Kompetenzcenter Innovation gemeinsam mit den Stadtwerken Radolfzell in 20 Haushalten getestet, wie sich der Eigenverbrauch von selbst erzeugtem PV-Strom mit dem Autarkiemanager optimieren lässt. Marlene Meier war dabei.

Zufriedene Testerin

Sie spart jährlich durch das PV-optimierte Laden ihres E-Autos 170 Euro. Der Aufwand für die Teilnahme am Projekt hielt sich für sie in Grenzen: Die Autarkiemanager-Hardwarebox musste im Sicherungskasten verbaut, an das Netzwerk angeschlossen und konfiguriert werden, was weniger als eine Stunde dauerte. Die Vorteile überwiegen: Meier kann nun ihren gewünschten Lademodus einstellen, PV-Strom laden und über die Visualisierung im Endkundenportal alle Energieflüsse im Haus im Blick behalten. 45 Prozent der Ladeenergie kann sie über das Jahr mit Solarstrom vom Dach decken und ihre Eigenstromverbrauchsquote so um zehn Prozent steigern, was wiederum die Wirtschaftlichkeit ihrer PV-Anlage verbessert.

Positives Fazit

„Die Technologie hat sich bewährt“, sagt Projektleiterin Katharina Baumbusch vom Thüga-Kompetenzcenter Innovation. „Und wir haben eine deutliche Begeisterung bei den Beteiligten wahrgenommen, den eigenerzeugten Strom auch selbst zu verbrauchen.“ In persönlichen Gesprächen und in einer projektbegleitenden Marktforschung hat sich herausgestellt, dass die Kund:innen dem lokalen Energieversorger eine hohe Kompetenz zuschreiben und er somit bevorzugter Anbieter für Autarkielösungen ist.

Das Geschäftsmodell

Der Energieversorger soll mithilfe des Autarkiemanagers seinen Kund:innen mit Einfamilienhaus ein modulares System anbieten können, bei dem alle Komponenten zusammenpassen – von der Hardware mit PV-Anlage, Speicher, Ladestation und Wärmepumpe über Services wie Garantie oder Anlagenwartung bis hin zum passenden Stromvertrag. „Wir haben bereits gemeinsam mit dem Thüga-Kompetenzcenter Recht ein passendes Stromvertragsmodell für unsere Partnerunternehmen entwickelt, das über eine höhere Grundgebühr den Autarkieservice abdeckt“, so Baumbusch. Ein solcher Reststromvertrag zahlt ebenso wie ein Wartungsvertrag auf eine langfristige Kundenbindung ein. „Nachdem wir das Pilotprojekt in Radolfzell erfolgreich beendet haben, können seit dem Sommer alle interessierten Partnerunternehmen selbst Kundenpilotanlagen installieren, um Technik und Geschäftsmodelle auszuprobieren“, sagt Baumbusch.

RegHEE – die regionale Strombörse

Der Autarkiemanager kann auch die Schnittstelle vom vernetzten Haus zu einer regionalen Stromhandelsplattform sein. Diese Marktplattform für den Handel mit erneuerbaren Energien in der Nachbarschaft wurde von Thüga in Zusammenarbeit mit regionalen Energieversorgern und der Technischen Universität München entwickelt. Derzeit findet ein einjähriger Feldtest mit 19 Haushalten in Oberhausen statt. Sie wurden im Sommer mit der entsprechenden Mess- und Steuerungstechnik ausgestattet, um am Projekt teilzunehmen. Die ersten Ergebnisse aus dem lokalen Energiemarkt werden veröffentlicht, sobald alle 20 Haushalte angeschlossen sind.