Das Thüga-Kompetenzcenter Innovation (IN) hat zwei Smart City-Reallabore initiiert und zwei Jahre lang begleitet. Koblenz und fünf Kommunen in Südbaden wurden so zum Testfeld für innovative Smart City-Anwendungen in den Bereichen Versorgung, Kommunikation und Mobilität. Das Projektende nähert sich – Zeit für ein Zwischenfazit.

In Koblenz entstand das Leuchtturmprojekt „Klimastraße“, in den Kommunen Lahr, Breisach, Gundelfingen, Freiburg und Kirchzarten das „Smart Region Südbaden“-Projekt. Für die verschiedenen Smart City-Anwendungen wurden vorrangig LoRa-WAN-Sensoren verbaut. Diese sind mit der Funktechnologie Long Range Wide Area Network ausgestattet, die kontinuierlich Daten erfasst und an einen Empfänger sendet. Displays, interaktive Anzeigetafeln und Apps veranschaulichen die Daten für die Nutzer:innen.

Anwendungen Klimastraße:

  • Belegungserfassung Parkplätze mithilfe von Overhead- und Bodensensoren
  • Messung der Emissionswerte durch Umweltsensorik
  • Bodenfeuchtemessung zur optimalen Bewässerung
  • Verkehrszähler
  • Füllstandssensorik Müllbehälter

Anwendungen Smart Region Südbaden:

  • Fernauslesung Wasser- und Wärmemengenzähler
  • Besucherzählung Schwimmbad
  • Belegungserfassung Wohnmobilstell- und Behindertenparkplätze
  • Bodenfeuchtemessung
  • Präsenzüberwachung in Gebäuden
  • Hochwasserüberwachung Füllstandssensorik Altglascontainer

Machbar und wirtschaftlich

„In unseren Reallaboren haben wir die vier Dimensionen technische Machbarkeit, Wirtschaftlichkeit, Nutzermehrwert und Nachhaltigkeit untersucht“, sagt Florian Lieb (IN), Projektleiter seitens Thüga. Technisch gibt es für alle Anwendungen grünes Licht, einzig Laternenladen ist aus regulatorischen Gründen ausgeschieden. Die Wirtschaftlichkeit ist bei Energieversorger-nahen Anwendungen wie Fernauslesung von Wasser- und Wärmemengenzählern gegeben. Kommunale Anwendungsfälle lohnen sich für den Energieversorger nur, wenn die Kommune die Implementierung der Technik mitfinanziert. „Den Mehrwert wollen wir in einer zweiten Befragung der Bürgerinnen und Bürger feststellen“, so Lieb. „Eine erste Befragung zum Start des Reallabors in Koblenz hatte eine hohe Akzeptanz von smarten Anwendungen seitens der Bevölkerung festgestellt. Viele der Anwendungen zahlen auf die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele ein. „Eine genaue Messung des Einflusses der Smart City-Maßnahmen, beispielsweise auf die Luftqualität in Koblenz, gestaltete sich schwierig“, sagt Lieb. „Wegen des Corona-Lockdowns konnten wir keine Nullmessung durchführen und der Betrachtungszeitraum seit Inbetriebnahme der Parkplatzsensoren ist relativ kurz.“

Labore lösen Nachfrage aus

Eine weitere grundsätzliche Erkenntnis: Eine enge Zusammenarbeit zwischen Kommune und Stadtwerk ist für den Erfolg von Smart City-Anwendungen unerlässlich. Denn für Installationen von Sensoren im öffentlichen Raum sind immer Gestattungsverträge der Kommune erforderlich. Außerdem haben die beiden Reallabore das Henne-Ei-Problem in der jeweiligen Region gelöst: „Die Reallabore haben zahlreiche Smart City-Anwendung sicht- und erlebbar gemacht und damit eine große Nachfrage bei den Kommunen ausgelöst“, resümiert Lieb. Perspektivisch werden die Kommunen stärker zu den Klimaschutzzielen beitragen müssen, daher wird das Kompetenzcenter Innovation seine Smart City-Aktivitäten mit Fokus auf das Projekt „Klimaaktive Kommune“ weiterentwickeln.