Die Plusgesellschaften schaffen Mehrwert für die Thüga-Gruppe. Zur Realisierung von Synergien bieten sie Beratungs- und Dienstleistungen für alle Stufen der Wertschöpfungskette an.
Real, sozial, klimafreundlich – die Wärmewende mit Wasserstoff
Hydrogen Dialogue 2021
Auszug aus dem Gespräch mit Michael Riechel (Vorsitzender des Vorstandes, Thüga Aktiengesellschaft) und Thomas Heim (Vorstand Vertrieb, Marketing und Service, Viessmann Climate Solutions SE Heim AG) 22.06.2021
Rolle der Gasverteilnetze | Michael Riechel
„Die Gasinfrastruktur ist für eine Beimischung von 10-20% Wasserstoff in jedem Fall geeignet“
Im Wärmemarkt ist Infrastruktur bereits vorhanden. Bei Diskussionen in der Politik wird der Wärmemarkt und dessen riesiges Potenzial für CO2-Reduktion nicht mit der nötigen Priorität gesehen.
DVGW hat in den letzten Jahren alle Schnittstellen in einem Verteilnetz untersucht mit dem Ergebnis, dass in jedem Fall die Darstellung von Wasserstoff mit einem fast vernachlässigbaren Aufwand gegeben ist.
Erdgaskunden sind zufrieden, möchten aber Beitrag zur CO2-Reduktion leisten. Das kann mit der bestehenden Infrastruktur und bestehenden Geräten umgesetzt werden.
„Wir können das Problem CO2-Reduktion im Wärmemarkt relativ schnell, einfach und gegenüber anderen Sektoren kostengünstig lösen“
Elektrifizierung versus Einspeisung | Thomas Heim
„Die Heizungsindustrie hat bereits heute alle Technologien am Start, um die Klimaziele 2030 zu erreichen und Wasserstoff in Gebäuden zu einem gewissen Prozentsatz zum Einsatz zu bringen“.
Riesige Herausforderung: CO2-Ausstoß soll bis 2040 um 44 Prozent auf 67 Millionen Tonnen sinken. Das ist in zehn Jahren genauso viel, wie wir in den letzten 30 Jahre geschafft haben.
In Deutschland sehr heterogener Gebäudebestand bei Energie-Effizienz. 70 Prozent der Gebäude in Deutschland sind vor der ersten Energieeffizienz-Verordnung von 1979 errichtet, ein Großteil ist nicht saniert oder teilsaniert.
Deshalb richtig: Im Neubau und in sanierten Gebäuden spielt die Wärmepumpe eine große Rolle. Bis 2030 ist mit vier Millionen Wärmepumpen in Deutschland zu rechnen.
Aber: Bei einer Sanierungsquote von 1 Prozent müssen auch andere Lösungspfade zum Zuge kommen.
10%H2-Beimischung können alle Geräte, die Neueren auch 20-30%.
„Wir sind überzeugt, dass spätestens 2025 eine 100%igeWasserstoff-Fähigkeit vorhanden ist, mit einer Nachrüstbarkeit der Geräte, die heute für 20% Wasserstoff geeignet sind“.
„Im Hinblick auf den Gebäudebestand wird Wasserstoff im Zusammenspiel mit den Wärmepumpeneinen erheblichen Beitrag leisten, die Klimaziele zu erreichen. Und zwar sozialverträglich, weil er auf einer Infrastruktur aufsetzt, die bereits vorhanden ist“.
Farbenlehre und Import | Thomas Heim
Sogenannte Farbenlehre steht zu sehr im Vordergrund der Diskussion. Am Ende des Tages wollen wir alle grünen Wasserstoff.
Wichtig: in die Umsetzung gehen. Ziel: Wasserstoff-Applikationen im Markt voranbringen und bei der Infrastruktur darauf abzielen, Abbildung mit grünem Wasserstoff zu forcieren.
Deutschland importiert heute ein Großteil seiner Energie, das wird auch in Zukunft so bleiben.
Wir sehen schon heute, wie schwer die Ausbauziele bei erneuerbaren Energien zu erreichen sind.
Vorhandene Importstrukturen für gasförmige Energieträger können auch grünen Wasserstoff transportieren
Bevor Spanien oder Länder Afrika in Produktionsanlagen investieren, muss klar sein, in welcher Größenordnung sich der Bedarf stabil, nachhaltig und kalkulierbar entwickeln wird. Der Gebäudemarkt kann eine nachhaltige Abnahmemenge für grünen Wasserstoff garantieren.
Kalkulierbare Abnahmemenge wichtig für schnellen H2-Hochlauf. Bei festen Abnahmemengen bessere Kostendegressionseffekte.
“Champagner der Energiewende” und Thüga-Projekte| Michael Riechel
„Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir uns auf alle Farben einigen müssen. Hier wird blauer und türkiser Wasserstoff eine Rolle spielen“
„Die Diskussion zu Wasserstoff als Champagner der Energiewende wird emotional geführt. Ich halte diese Vergleiche für unnötig“.
Gesicherte Nachfrage muss in allen Sektoren aufgezeigt werden. Wenn Nachfrage vorhanden ist, ist Wirtschaft bereit zu investieren.
Mit grünem Wasserstoff allein ist der Bedarf nicht zu decken.
Thüga testet in Projekten wie WESTKÜSTE100 die Wasserstoffverträglichkeit von Verteilnetzen in allen Prozessen bis hin zum Endverbraucher.
Innerhalb der Thüga-Gruppe sind Wasserstoff-Projekte in unterschiedlichen Sektoren im Aufbau, bis hin zu 100% Wasserstoff in der Endapplikation.
Reallabor WESTKÜSTE100
“Botschaft an Politik: Wir sind so weit. Anders als andere Sektoren können wir bereits Wasserstoff nutzen”
H2-Readiness | Thomas Heim
Lock-in-Effekt auf fossile Verbrenner-Geräte (Verstetigung einer Situation in der CO2 ausgestoßen wird) über 15 oder 20 Jahre soll unbedingt vermieden werden.
Hier setzt H2-Readiness ein: Geräte sind CO2-neutral nutzbar, sobald H2 zur Verfügung steht.
Anreizebene: Investition in ein H2-Ready-Gerät soll belohnt werden.
Brennstoffzellen sind „charmante Konstellation“, die Strom und Wärme erzeugen können, und das komplett CO2-frei. Diese Geräteklasse leistet Beitrag, um Klimaziele zu erreichen.
Politische Rahmenbedingungen | Michael Riechel
“Es kann nicht sein, dass die Politik unter ordnungspolitischen Rahmenbedingungen einer Branche und damit auch den Bürgern aufoktroyiert, wie sie künftig ihre Wohnungen heizen“
Hier muss ein Rahmen geschaffen werden, der eine klare Nachfrage definiert. Daraus ergeben sich die entsprechenden Investitionen. Erst wenn das funktioniert, werden wir langfristig und nachhaltig einen Beitrag zur Energiewende leisten können.
Aus Sicht der Thüga besteht gewisse Sorge, dass beim nationalen Wasserstoffrat der Wärmemarkt mit seinen Potenzialen nicht genügend gewürdigt wird.
”Ich erwarte, dass eindeutig mit einer Technologieoffenheit und mit einer Handlungsoffenheit agiert wird. Das muss sich beim jetzigen zum Teil dogmatischen und auch ideologischen Ansatz ändern”
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