Die Geschichte zeigt: Mal passierte alles ganz schnell, anderswo vergingen von der Erfindung bis zur flächendeckenden Versorgung gar Jahrtausende. Ein Blick in die Geschichte von Eisenbahn, Internet & Co.

Eine funktionierende Kanalisation gibt es seit 2.600 v. Chr., zwischen München und Miesbach wurde 1882 die erste 2-Kilovolt-Stromleitung in Betrieb genommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg hielten Gasheizöfen Einzug in mitteleuropäische Häuser. In den 1990er Jahren wurde das Internet massentauglich. Eine Zeitreise durch die Entwicklung wichtiger Infrastrukturen.

1825 – Das Schienennetz

Der britische Ingenieur George Stephenson eröffnete am 27. September 1825 zwischen Stockton und Darlington die erste Eisenbahnstrecke der Welt – und schrieb damit auf vorwiegend gewalzten Schienen die ersten 40 Kilometer moderner Eisenbahngeschichte. Von da an verzweigte sich die Eisenbahninfrastruktur um (fast) den gesamten Globus. Heute bringt es allein das deutsche Schienennetz auf 39.200 Kilometer. Im Bahnreformjahr 1994 maß es laut der Allianz „Pro Schiene“ allerdings noch 44.600 Kilometer.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hielten Gasheizöfen umfangreich Einzug in mitteleuropäische Häuser. Das machte Leitungen für den Transport nötig. Mit den Erdgasfunden in den Niederlanden Ende der 1950er-Jahre kam eine günstige Alternative zum bisherigen Kokereigas mit fast doppelt so hohem Brennwert auf den Markt. Den zweiten Schub für den Aufbau eines umfassenden Gasnetzes lieferten die Gasverträge mit der Sowjetunion Anfang der 1970er-Jahre. Aktuell kommen die deutschen Gasverteilnetze auf eine Gesamtlänge von über 500.000 Kilometern, die rund 14,4 Millionen Haushalts-, Gewerbe- und Industriekunden versorgt.

 

1950er – Das Gasnetz

1882 – Die Stromversorgung

Bei den Hochspannungsleitungen gehört Deutschland klar zu den Pionieren: Im Jahr 1882 nahm Oskar von Miller zwischen München und dem oberbayerischen Miesbach die erste 2-Kilovolt-Leitung in Betrieb. Länge: 57 Kilometer. Gerade durchläuft die Infrastruktur einen tiefgreifenden Wandel: Allein in Deutschland müssen für die Energiewende über 13.000 Kilometer Höchstspannungsnetz (380 kV und 220 kV) optimiert, verstärkt oder neu gebaut werden. Alle Stromübertragungsarten zusammengezählt, misst das deutsche Stromnetz über 1,9 Millionen Kilometer. Dabei sollte man nicht vergessen: Der Weltbank zufolge leben noch immer etwa 675 Millionen Menschen ohne Strom.

 

Ausgrabungen am Indus im heutigen Pakistan zeugen von der ersten funktionsfähigen Kanalisation der Menschheitsgeschichte von etwa 2.600 v. Chr. Noch heute sind Überbleibsel von Anschlüssen und Kanälen aus Ziegeln zu sehen. Die antiken Hochkulturen transportierten Wasser und Abwasser zuerst in offenen Rinnen, später durch geschlossene Röhren. Nach den Cholera-Epidemien im 19. Jahrhundert entwickelten findige Wissenschaftler die ersten Kanalisationen der Neuzeit. An deren Prinzip änderte sich seither nicht mehr viel. Die aktuelle Länge des deutschen Kanalnetzes nach Aufstellung des Statistischen Bundesamts: 608.000 Kilometer – Tendenz steigend.

2.600 v. Chr. – Die Kanalisation

1983 – Der Mobilfunk

Das erste kommerzielle Mobiltelefon erhielt seine Zulassung im September 1983. Fast 4.000 US-Dollar waren für das 800-Gramm-Gerät DynaTAC 8000x von Motorola zu bezahlen. Wenig später führte die Deutsche Bundespost das analoge C-Netz ein. Und heute? Nach Erhebungen der Bundesnetzagentur wurden zum Jahresende 2022 in Deutschland 104,4 Millionen SIM-Karten aktiv genutzt, Karten für die Datenkommunikation zwischen Maschinen sind dabei noch nicht einberechnet.

Mal wurden Öle oder Fette verbrannt, mal Holzspäne, anderswo brennende Fackeln in Vorrichtungen gesteckt. Hauptsache, es war nachts nicht mehr stockdunkel. 1810 gab es in London die erste Straßenbeleuchtung mit Gaslaternen. Ab 1879 löste die Erfindung der Glühbirne die Lichtbogenlampe ab. Das stellte die Straßenbeleuchtung auf gänzlich neue Masten. Laut Bundesverband Straßenbeleuchtung entfallen auf heute etwa neun Millionen deutsche Straßenleuchten bis zu 50 Prozent des kommunalen Stromverbrauchs. Mehr als 33 Prozent davon sind älter als 20 Jahre. Ihre schrittweise Umstellung auf LED-Technologie bringt einen enormen Effizienzgewinn.

1810 – Die Straßenbeleuchtung

1960er – Das Internet

Erinnern Sie sich an die Geräusche des Internets? Aus den ersten Modems ertönten krächzend-piepende Töne, wenn die Verbindung über einen Sprachkanal zwischen 300 und 3.400 Hertz lief – in den 1990er-Jahren also praktisch immer. Diese Jahre markierten den Start der dritten und jüngsten Phase des Internets, jener mit Zugang für die breite Öffentlichkeit. Im Jahr 2021 waren in Deutschland rund 91 Prozent aller Haushalte mit einem Internetanschluss ausgestattet. Davor war das Internet noch nicht massentauglich: In seiner Frühphase drehte sich in den 1960ern alles um militärische Anwendungen. Danach fokussierte sich das „World Wide Web“ auf akademische Forschungsförderung.

Dieser Artikel ist ein Beitrag im Sondermagazin THÜGA#EXTRA | Infrastrukturen. Hier geht es zum Download.