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Drei Systeme, ein Plan: bei der Erneuerung der Netzleitsysteme zu kooperieren. Drei Netzbetreiber aus der Thüga-Gruppe haben sich zusammen auf den Weg gemacht. Ein bisher einzigartiges Projekt.
Harz Energie Netz, OsthessenNetz und WEMAG Netz machen gemeinsame Sache – auch wenn ihre Netzgebiete unterschiedliche Anforderungen haben und sich räumlich nicht überschneiden. Die drei Netzbetreiber stecken ihre gebündelte Expertise in ein Leuchtturmprojekt. Ziel ist, gemeinsam ein modernes Netzleitsystem zu beschaffen und perspektivisch gemeinsam zu betreiben. „Unsere Vision geht noch viel weiter. Wir möchten es künftig auch anderen Mandanten ermöglichen, sich in unser Netzleitsystem zu integrieren, und den Betrieb ihrer Leitstellen als Dienstleistung anbieten. So schaffen wir nicht nur Synergien und erhöhte Sicherheit, sondern bieten auch einen echten Mehrwert für alle Beteiligten“, erklärt Thomas Murche, technischer Vorstand bei der WEMAG AG. Die Idee zu dieser Kooperation war während eines informellen Gesprächs der beteiligten Geschäftsführer am Rande eines Thüga-Treffens in München entstanden. Dem angeregten Austausch folgte alsbald ein konkreter Auftrag, um verschiedene Modelle der Zusammenarbeit zu prüfen.
Dr. Constantin H. Alsheimer, Vorsitzender des Vorstandes der Thüga AG: |
„Dieses Leuchtturmprojekt zeigt eindrucksvoll, wie Zusammenarbeit innerhalb der Gruppe Synergien schafft und Mehrwert für alle Beteiligten generiert. Genau das ist die Stärke unseres Verbundes! Wir freuen uns darauf, die gewonnenen Erkenntnisse auch anderen Partnern in der Thüga-Gruppe zur Verfügung zu stellen.“ |
Verteilnetzstrukturen zu betreiben, wird immer komplexer. Zahlreiche Faktoren setzen herkömmliche Netzleitsysteme unter Druck: steigende dezentrale Erzeugung, neue Kundensegmente und weitere gesetzliche Anforderungen an Systemdienstleistungen wie Redispatch-Maßnahmen. Dazu kommt der Fachkräftemangel: „Perspektivisch könnte uns eine gemeinsame Netzführung personell erheblich entlasten – sei es bei krankheitsbedingten Ausfällen oder längerfristigen Personalengpässen“, erklärt Ole Bartels, Projektmitglied und Gruppenleiter Leittechnik bei der WEMAG Netz.
Aus einer ersten Idee wurde bald ein konkretes Projekt: Ein neunköpfiges Team aus den drei Unternehmen nahm die Arbeit auf, begleitet von einem externen Beratungsunternehmen. Die ersten Meilensteine: die Erstellung einer Konzeptstudie und einer gemeinsamen Netzführungsrichtlinie. In der Konzeptstudie erarbeitete das Team verschiedene Kooperationsszenarien – von der gemeinsamen Beschaffung über die langfristige Weiterentwicklung bis hin zum standortübergreifenden Betrieb und der gemeinsamen Netzführung. Alle Kooperationspartner haben sich darauf geeinigt, zunächst das Design eines neuen Netzleitsystems und der Netzführung zusammen zu erarbeiten und getrennte, aber gleichartige Netzleitsysteme gemeinsam zu beschaffen. „Wir alle teilen aber die Vision, unsere Standorte zu einem späteren Zeitpunkt zu vernetzen und die Vorteile einer gemeinsamen Netzführung zu nutzen“, bekräftigt Dirk Schaper, Geschäftsführer der Harz Energie Netz.
Die Herausforderung: „Die technischen Grundsätze und Netzführungsregeln waren durch unterschiedliche Historien und Vorgehensweisen geprägt“, erklärt Bartels. Um diese unter einen Hut zu bringen, musste das Team die notwendigen Grundlagen für gleiche Systeme abstecken. Und es galt abzuwägen, in welchen Bereichen eine Harmonisierung der Netzführung möglich ist und wo nicht. Das Ergebnis: eine gemeinsame Netzführungsrichtlinie, die sich als Best Practice aller Partner versteht, individuelle Besonderheiten jedoch berücksichtigen kann. Diese Grundlage ermöglichte im Sommer 2024 die Ausschreibung des neuen Systems. Sobald im Frühjahr 2025 die Entscheidung fällt, wird es konkret – und erneut arbeitsintensiv. Je nach Hersteller muss das System bis zum geplanten Start 2027 angepasst oder weiterentwickelt werden: „Eine auf Anhieb hundertprozentige Übereinstimmung unseres Lastenhefts mit dem neuen System ist unwahrscheinlich“, so Bartels.
„Wir haben in einem umfangreichen Kooperationsvertrag vereinbart, auch über die Inbetriebnahme hinaus die Funktionen gemeinsam weiterzuentwickeln. So bleiben wir harmonisiert und können weitere Stufen der Zusammenarbeit nach Bedarf umsetzen“, erklärt Dr. Arnt Meyer, Geschäftsführer der RhönEnergie Fulda, deren Tochter die OsthessenNetz ist. Ein ständiger Arbeitskreis wird das Anforderungsmanagement und die Nachentwicklungen steuern, um die Vision einer gemeinsamen Netzführung weiter voranzutreiben.
Netzführungsrichtlinien für die Sicherheit |
Eine Netzführungsrichtlinie beschreibt die Verfahren und Regeln für den sicheren Betrieb und die Wartung von Strom-, Gas- und Wassernetzen. Diese Richtlinien sind entscheidend, um die Sicherheit von Personen und Anlagen zu gewährleisten, und umfassen verschiedene Aspekte wie Arbeitssicherheit, Gefährdungsbeurteilungen und die Qualifikationsanforderungen für das Personal. Sie beschreibt im Wesentlichen Arbeiten im Netz und definiert Schnittstellen und Verantwortlichkeiten. |