Mit dem steigenden Bedarf an Flexibilität im Energiesystem wächst auch die Bedeutung von Großbatteriespeichern. Die Thüga unterstützt Partnerunternehmen bei der Projektierung – Einblicke in eines der aktuellen Projekte.

Die Zahl der Großbatteriespeicher mit mehr als 1 Megawattstunde (MWh) Kapazität hat sich 2024 gegenüber dem Vorjahr verdoppelt. Rund 2,3 Millionen Kilowattstunden (kWh) Speicherkapazität sind in dieser Klasse bereits bundesweit installiert. Dieses Volumen könnte sich laut Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) in den nächsten zwei Jahren verfünffachen: Die Investitionskosten sinken deutlich, und Deutschland eröffnet als größter Strommarkt Europas attraktive Erlöschancen.

Es braucht Flexibilität und Stabilität

Flexible Stromkapazitäten sind für das Gelingen der Energiewende genauso wichtig wie ein stabiler, resilienter Netzbetrieb. Alexander Hellmann, Leiter des Kompetenzteams Erzeugung bei Thüga, erläutert: „Die Rolle der Batteriespeicher als flexibles Bindeglied zwischen Erzeugung und Verbrauch gewinnt enorm an Bedeutung. Dabei rückt zunehmend auch der netzdienliche Betrieb in den Fokus. Batteriespeicher in Co-Location haben das Potenzial, die Stromvermarktung zu optimieren und durch ihren netzoptimierten Einsatz die Anschlusskosten am Netzverknüpfungspunkt zu reduzieren.“ Je nach Marktregion und Netzsituation gilt es, das richtige Konzept zu entwickeln.

Zu erwartende Zuwächse

Je mehr Großspeicher ans Netz gehen, desto mehr Kapazität steht bereit, um die Schwankungen zwischen Stromerzeugung und Stromnachfrage auszugleichen. Doch niemand kann präzise vorhersagen, welche Kapazitäten an fluktuierender Erzeugung dazukommen und wie beispielsweise die Folgeregelung für die 2026 auslaufende EEG-Förderung (Erneuerbare-Energien-Gesetz) aussieht. Der Thüga Arbeitskreis Großbatteriespeicher identifiziert die Chancen und Herausforderungen entlang der Wertschöpfungskette und erarbeitet alle erforderlichen Unterstützungsleistungen, um Synergien innerhalb der Thüga-Gruppe zu heben. Eines der Mitglieder, das hier im intensiven Austausch steht: die EWR mit Sitz in Worms.

(c) Tesvolt AG

Auf einer Fläche von 6.000 m² entsteht 2025 der neue Großbatteriespeicher der EWR.

Neu am Start

Dank vieler Wind- und PV-Anlagen erzielt der Energieversorger in Rheinhessen und Teilen der Pfalz häufig hohe Stromüberschüsse. Seit eineinhalb Jahren beschäftigt man sich bei der EWR bereits mit dem Thema Großbatteriespeicher. Jens Blüm, Leiter der Unternehmensentwicklung, berichtet: „Kooperation steckt in unserer DNA, deshalb haben wir geeignete Partner gesucht und gefunden.“ Zusammen mit einem Projektentwickler und einem Speicherspezialisten gründete EWR die Batteriespeicher-Park Worms GmbH. Das Ziel: die Projektierung eines 65-MWh-Großbatteriespeichers. Die ideale Fläche – direkt neben einer der eigenen Umspannlagen – stand bald fest und man stellte die Netzanschlussanfrage.

Hürden beim Schallschutz

Wider Erwarten erforderten die akustischen Emissionen, die Wechselrichter und Kühlung erzeugen, aufgrund umliegender Wohngebiete zunächst einige Anpassungen. Doch Anfang März erfolgte die Baugenehmigung und kurz darauf die Bestellung bei einem deutschen Hersteller. Bei Tesvolt ist der von EWR georderte Speicher der größte Auftrag der Unternehmensgeschichte. Läuft alles nach Plan, geht der Speicher im 3. Quartal 2025 in Betrieb. Die EWR will ihn langfristig selbst betreiben und legt Wert auf den eigenen Netzzugang. „Flächen mit Zugang zu Netzinfrastruktur sind für uns die Grundlage für viele Geschäftsmodelle, darunter auch Batteriespeicher“, sagt Blüm.

Markt- oder netzdienlich

Attraktive Ertragschancen nutzen, aber auch Erzeugung und Verbrauch in Einklang bringen – das ist Ziel der EWR. „Wir setzen auf Multi-Use-Vermarktung. Das heißt, wir werden je nach Marktsituation im Arbitrage-Handel unterwegs sein, indem wir Preisunterschiede für den Ein- und Verkauf von Strom nutzen, aber uns auch netzdienlich in der Regelenergie engagieren“, erklärt Blüm. Ist zu viel Strom im Netz, sollte sich ein Speicher sogar neutral verhalten und nicht einspeisen. Wann welcher Mix der richtige ist, bestimmt ein Algorithmus. „Wir haben in der Vermarktung viele Erlösstrom-Varianten und wollen alle Potenziale ausschöpfen.“ Nach intensiven Testläufen entschied sich die EWR für einen versierten Flexibilitäts-Vermarkter.

Beratung als Unterstützung

Nicht nur die technische Konzeption, auch die Finanzierung und Realisierung von Großbatteriespeichern verlangen besonderes Know-how. Für die Partnerunternehmen der Thüga-Gruppe wird dazu derzeit ein umfassendes Lösungsangebot in einer Angebotskooperation der Thüga Erneuerbare Energien GmbH und der Syneco Trading GmbH erarbeitet. Darüber hinaus bietet auch die Batteriespeicher-Park Worms GmbH ihre Expertise anderen Energieversorgern beratend an – auch außerhalb der Thüga-Gruppe.