Wo können die Energieversorger bei den Herausforderungen unterstützen, vor denen kommunale Versorgung steht? Die Studie Kommune 2030 der Thüga gibt Orientierung.

Von Volker Joksch

Pandemie, Klimawandel, Digitalisierung, Migration, der Ukrainekrieg: Jedes dieser Themen reicht aus, um die Flexibilität von Städten und Gemeinden auf die Probe zu stellen. Dazu kommen Berge an Bürgeranliegen und Themen aus der täglichen Praxis. Was soll priorisiert werden, wo liegen die Kernkompetenzen der Energieversorger? Dazu Florian Lieb vom Thüga-Kompetenzcenter Innovation: „Lokal können die Bedingungen sehr unterschiedlich sein. Aber auf die großen Trends müssen alle unsere Partnerunternehmen gute Antworten finden.“ Dafür schafft die Thüga mit der Studie Kommune 2030 eine solide Grundlage. „Mit ihr führen wir die vielen, disparaten Trends zusammen und leiten Handlungsempfehlungen für die Energieversorger ab – sozusagen Leitplanken, um die jeweiligen Geschäftsmodelle sinnvoll nach vorn weiterzuentwickeln“, erklärt Lieb.

Fünf Megatrends, sieben Handlungsfelder

Zusammen mit der Unternehmensberatung Z-Punkt haben die Fachleute von der Thüga fünf Megatrends herausgearbeitet:

  • das steigende Durchschnittsalter der Bevölkerung, dass zu einer wachsenden Zahl pflegebedürftiger Menschen führt
  • die digitale Transformation, die sich etwa in Remote Work, Onlineshopping und der Nutzung digitaler Dienste zeigt
  • veränderte Wertschöpfungsmuster, bei der die Bedeutung von Unternehmensgrenzen eher ab- und die ganzer Ökosysteme eher zunimmt und die intelligente Datennutzung wichtiger wird
  • die Beschleunigung des Klimawandels und der Rückgang der Artenvielfalt
  • die neuen Möglichkeiten zur Bürgerbeteiligung und die zahlreich entstehenden Initiativen, die in öffentliche Angelegenheiten eingebunden werden wollen
Stecker zum Laden E-Fahrzeug

Foto: AdobeStock

Für Antworten hat das Team sieben Handlungsfelder für Energieversorger identifiziert: Mobilität, Versorgung, Wohnen, Kommunikationsinfrastruktur, Gesundheit, Entsorgung, Resilienz gegenüber dem Klimawandel. „Die Möglichkeiten für jede Kommune in jedem Handlungsfeld sind vielschichtig und umfangreich“, sagt Lieb. „Deshalb initiieren wir einen bunten Strauß an Kommunikationsmaßnahmen, um gemeinsam mit unseren Partnerunternehmen auf der Grundlage der Daten mögliche konkrete Projekte zu entwickeln.“ Das große IN-Jahrestreffen gehört genauso dazu wie Innovationsworkshops oder regelmäßiger Austausch zwischen den Partnerunternehmen und dem Innvovations-Team der Thüga.

Zukunft gemeinsam gestalten

Aktivitäten im Handlungsfeld Mobilität bieten weit mehr Optionen als den Aufbau einer dichten, öffentlichen Ladeinfrastruktur für private E-Autos. Besonders in ländlichen Regionen besteht Potenzial für sog. People-Public-Private-Partnerships, z. B. durch die Einbindung von Privathaushalten in die Ladeinfrastruktur. Für Städte ist dagegen die Entwicklung alternativer Angebote zum Auto interessant.

Bei der Versorgung stehen Themen wie die Förderung von Wärmepumpen, der flächenneutrale Ausbau von erneuerbarer Energie, der Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur oder die Digitalisierung der Energie- und Wasserinfrastruktur im Vordergrund.

Foto Frau mit digitaler Raumtemperatur-Steuerung; Foto: Shutterstock

Foto: Shutterstock

Beim Wohnen könnten neuartige Datenmodelle für eine Entlastung im angespannten Wohnungsmarkt sorgen oder Lösungen fürs Energiemanagement einen wichtigen Anteil beim Energiesparen haben.

Als übergreifendes Handlungsfeld bietet die Kommunikationsinfrastruktur die Chance, sich im Wettbewerb mit anderen Kommunen abzusetzen, etwa durch gemeinsam mit der Wirtschaft betriebene Glasfasernetze oder die flächendeckende Verfügbarkeit von Low-Power-WANs.

In den Bereich Gesundheit fallen Stichworte wie das Management von Luftqualität und Hitzeentwicklung oder resiliente Lösungen für die Strom- und Trinkwasserversorgung.

Nahaufnahme grüne Kunststoffmülltonnen, Foto: iStock

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In der Entsorgung folgen viele Lösungen den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft. Konkret bedeutet das etwa die Erschließung von Abwasserkreisläufen und die Bereitstellung abgestufter Wasserqualitäten für gezielte Einsatzgebiete, die Wasserstoffgewinnung aus Abwasser oder die Nutzung von Abwärme aus Kanalisation oder Kläranlagen.

Die Bereitstellung und der Betrieb von Sensornetzen und Monitoring-Lösungen für lokale Umweltdaten, Lösungen zur Gebäudekühlung bei kommunalen Liegenschaften oder ein Regenwassermanagement, das Starkregen und Dürren ausbalanciert, gehören zur Resilienz gegenüber den Folgen des Klimawandels. Lieb: „Das sind nur einige Möglichkeiten aus einem umfangreichen Portfolio. Die Kür besteht darin, aus dem Abgleich der grundsätzlichen Entwicklungen mit den lokalen Bedingungen vor Ort konkrete Projekte zu definieren und umzusetzen.“