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In Gasnetztransformationsplänen weisen Verteilnetzbetreiber aus, welche Abschnitte sie perspektivisch weiter benötigen und wie sich diese H2-ready machen lassen. Die Thüga unterstützt mit ihrem Beratungsangebot OptiStrat Wasserstoff. Wie läuft es in Ingolstadt, Wiesbaden und Koblenz?
Thüga unterstützt Netzbetreiber mit „OptiStrat Wasserstoff“ bei der Transformation ihrer Gasnetze. In Ingolstadt wurden das gesamte Gasbestandsnetz bewertet, in Wiesbaden Steckbriefe für Teilnetze erstellt, in Koblenz ein Pilotgebiet vertieft analysiert. Ziel ist ein realisierbarer Umbaupfad mit technischer Prüfung und regulatorischer Optimierung basierend auf fundierter Datenerhebung und Expertise.
OptiStrat Wasserstoff verfolgt zwei Ziele: die H2-Tauglichkeit von Gasbestandsnetzen zu ermitteln. Und ein zielgerichtetes, realisierbares Transformationsszenario vorzubereiten. „Zuerst erheben wir bei einem OptiStrat-H2-Projekt die nötigen Daten aus dem Geografischen Informationssystem und der Zählerverwaltung – je nach Projektfokus entweder zum gesamten Netz oder einem definierten Pilotnetz“, erklärt Klaus Zellhuber vom Thüga-Kompetenzteam Netzstrategie. „Im nächsten Schritt prüfen wir die Assets auf Wasserstofftauglichkeit. Welcher Stahl ist in den Leitungen verbaut? Welcher Anteil der Armaturen ist bereits H2-ready?“ Aus den Antworten ergeben sich belastbare Werte, mit denen die Unternehmen ihren H2-Transformationspfad erarbeiten, den Investitionsbedarf für ihr Gasnetz ermitteln sowie in die Feinplanung einsteigen können. Bei jedem Schritt fließen das Thüga- Fachwissen sowie aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse ein.
„Mit den Stadtwerken Ingolstadt haben wir das gesamte Netz betrachtet – die erste mögliche Variante eines OptiStrat-H2-Beratungsprojekts“, berichtet Zellhuber. Er fungiert vor Ort als Thüga-Projektleiter. Auf den 900 Kilometern Netzlänge liegen zahlreiche Gewerbe- und Industriekunden, die als Ankerkunden für Wasserstoff fungieren könnten – das wurde vor Projektbeginn erhoben. In deren direktem Umfeld bietet sich eine Umstellung der Haushaltskunden an. Weitere wichtige Erkenntnis der Untersuchung: „Die verbauten Leitungen und Armaturen sind bereits größtenteils H2-ready, der Mehraufwand für eine Umstellung auf Wasserstoff ist vertretbar – gute Voraussetzungen“, erklärt Zellhuber. In verschiedenen Szenarien wurden mögliche Änderungen der Versorgung simuliert – von einem kompletten Netzerhalt bis zu einer (teilweisen) Stilllegung – und Transformationspfade abgeleitet. Aktuell geht das Projektteam den Schritt von der technischen zur kaufmännisch-regulatorischen Betrachtung. „Zusammen mit den Experten aus dem Thüga-Team Regulierung werden wir die Szenarien mit unserem Tool ‘ARgO‘ analysieren und kaufmännisch sowie regulatorisch optimieren.“
Die zweite OptiStrat-H2-Option fokussiert sich auf einzelne Teilnetze. Im Falle der ESWE Versorgung in Wiesbaden sind das rund 100 an der Zahl. „Für jedes von ihnen erstellen wir gerade einen Steckbrief, der die wesentlichen Erkenntnisse der Untersuchung prägnant zusammenfasst“, so Thüga-Projektleiter Maximilian Gerber. Zum Wärmebedarf etwa, der qualitativen Wahrscheinlichkeit eines zukünftigen H2-Einsatzes sowie dem technischen Aufwand und den mit ihm verbundenen Transformationskosten. „Die Steckbriefe liefern eine gute Orientierung, um die Umstellung der Teilnetze in sinnvoller Reihenfolge zu priorisieren.“
Mit einem einzelnen Prüfgebiet rund um den Koblenzer Stadtteil Kesselheim spielen die Energienetze Mittelrhein (enm) die dritte mögliche Variante von OptiStrat H2 durch. Im Vorfeld des Projekts hatte die enm ihr stark heterogenes Netzgebiet nach Umstellungswahrscheinlichkeiten einzelner Netzbereiche bewertet. „Wir wollten ein Prüfgebiet, das wir mit hoher Umstellungswahrscheinlichkeit bewertet haben, detaillierter betrachten und die Erkenntnisse auf das restliche Netz übertragen“, erklärt enm-Fachbereichsleiter Netzstrategie Andreas Weiland. „Das Prüfgebiet ist zudem interessant hinsichtlich der Materialvielfalt sowie netzstrategisch günstig gelegen, um von dort perspektivisch weitere Gebiete auf Wasserstoff umstellen zu können.“ Günstig für die enm: Zwei Stränge des künftigen Wasserstoff-Kernnetzes werden durch ihr Netzgebiet verlaufen. Das Prüfgebiet liegt genau in der Mitte. Dazu kommen viele potenzielle H2-Industriekunden. Das Areal wurde in der Kommunalen Wärmeplanung (KWP) als Prüfgebiet ausgewiesen. Von ihm aus ist es auch zu den in der KWP vorgesehenen Fokusgebieten für Wärmenetzgebiete nicht weit. Für diese könnten H2-befeuerte KWK-Anlagen eine wichtige Funktion übernehmen. Eine Herausforderung ist die Datenerhebung, so enm-Projektingenieur Tobias Eberhardt. Die genaue Historie einiger Netzabschnitte ist manchmal wegen vieler Anpassungen schwer nachzuvollziehen. „Doch unsere Kollegen haben sich mit ihrer Erfahrung als echte Goldgrube erwiesen“, so Eberhardt.
Eine Besonderheit beim Koblenzer OptiStrat-H2-Projekt: „Wir haben früh einen technischen Sachverständigen mit an Bord genommen, um die einzelnen Datenerhebungen immer auch aus der Perspektive ihrer späteren Genehmigungsfähigkeit zu betrachten“, erklärt Thüga-Projektleiter Maik Wilkus. „Sobald der erste Wasserstoff durch das H2-Kernnetz fließt, will die enm mit ihrem ersten Teilnetz bereit sein.“