Erste Runde für das neue Thüga H2-Austauschforum. Im digitalen Format trafen sich Mitarbeitende von Thüga-Partnerunternehmen auf ein Update zu den Entwicklungen beim Dauerbrenner Wasserstoff.

Die Thüga-interne AG Wasserstoff hatte zum Forum geladen, dem Ruf zum Austausch folgten zahlreiche Vertreter*innen der Thüga-Gruppe aus den verschiedensten Arbeitsebenen. Denn: “Wasserstoff brennt uns allen auf den Nägeln”, formulierte es Thüga-Innovationsleiter Dr. Christoph Ullmer in seiner Begrüßung. Die Aufgabe H2 sei eine Große, die immer vielfältiger und komplexer werdeEr schwor die Partnerunternehmen darauf ein, beim Transformationsprojekt H2 auf die Kraft der Thüga-Gruppe zu setzen. „Wir können es nur gemeinsam voranbringen”, so Ullmer. Wichtig sei es, sich gemeinsam zu positionieren und mit einer Stimme zu sprechen, etwa in politischen Fragen. 

Es wird Wasserstoff-Gesetze regnen 

Eva Hennig von der Stabsstelle Energiepolitik bei Thüga und unermüdliche Stimme in Brüssel, warf ein Blitzlicht auf energiepolitische Entwicklungen innerhalb der EU. Den EU-Green-Deal und den Beschluss vom 21.04., die verbindlichen CO2-Ziele für 2030 auf mindestens -55% anzuheben, stufte sie als sehr ambitioniert und komplex ein. Das sei “machbar, aber der Zeitraum ist sehr kurz, deswegen müssen alle vorhandenen Infrastrukturen genützt werden”. Sie sieht einen “ganzen Reigen an Gesetzgebung in Summe auf uns niederprasseln”. Unter der Überschrift “fit für 55” steht eine ganze Liste von Arbeitspaketen an. Welche davon für die Thüga-Gruppe besonders relevant sind, fasste Eva Hennig kurz zusammen: Methanemissionen, Gasbinnenmarkt-Paket, RED II, Effort-Sharing und Taxonomy.  

Bei allen Gesetzgebungsverfahren, die 2021 zur Farbe, Nutzung, Handel und Einspeisung von Wasserstoff anstehen, gibt es ein durchgängiges Thüga-Ziel: Die Einspeisung von H2 in Verteilnetze und im Wärmemarkt zu verankern. Eva Hennigs Message für Brüssel: eine Einspeisung von Wasserstoff in die Verteilnetze ist mit wenigen Investitionen möglich. Allerdings sei der Widerstand gegen Beimischung bei manchen Gruppierungen groß. Hier muss noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden.

Verteilnetzbetreiber halten zusammen 

Zum EU-H2-Backbone befand sie: Er kommt, aber zu langsam. Die Verteilnetzbetreiber brauchen H2 vor Ort. Die Perspektive der Verteilnetzbetreiber bestimmt auch das Engagement von Thüga in der European Clean Hydrogen Alliance. Die Allianz soll die Ziele der European Hydrogen Strategy mit konkreten Projekten untermauern. Für extrem wichtig hält Eva Hennig dabei die politische Sichtbarkeit von lokalen H2-ProjektenIhr FazitEs bewegt sich derzeit viel in Brüssel, es wird emotional gestritten, aber die Verteilnetzbetreiber halten gut zusammen.  

 

Thüga bleibt dabei: integrierte Regulierung für Wasserstoff

Zur Regulierung von Wasserstoffnetzen sprach Dr. Christian Brodowski vom Thüga-Kompetenzcenter Recht. Er zeigte sich grundsätzlich froh, dass der nationale Gesetzgeber das Thema H2-Regulierung auf die Tagesordnung gesetzt hat. Das EnWG gibt es seit 1935. Dass in der aktuellen Novelle jetzt H2 als dritter Energieträger integriert wird, stufte er als etwas Besonderes ein. Neu ist die gesonderte Regulierung reiner Wasserstoffnetze, die technisch eine fünfte Gasfamilie schafft. Er zeigte auf, wie die Umrüstung des Erdgasnetzes auf reinen Wasserstoff auf rechtlicher Ebene umgesetzt werden kann. Dazu gab er einen Überblick zur Ausgestaltung einer solchen Regulierung vom Zulassungs- und Wegerecht über Entflechtung bis hin zu Netzentgelten.  

Für die Thüga stellte er fest: Wir haben intensiv für eine Erweiterung des Gasbegriffs und damit um eine integrierte Regulierung gekämpftDie aktuelle EnWG-Novelle sieht er als allerersten, zaghaften Schritt in die Regulierung von Wasserstoffnetzen. Die Thüga bleibt bei ihrer Forderung, den Gasbegriff im EnWG auch auf Wasserstoff zu erstrecken, um einen schnellen H2-Markthochlauf über das bewährte Regulierungsregime zu ermöglichen. 

H2-Facetten: Vier Projekte aus der Thüga-Gruppe 

Die Aktivitäten der Thüga rund um H2 erläuterte Innovationsmanagerin Béatrice Angleys – die das Forum auch moderierte. Sie stellte die Aufgaben der AG Wasserstoff vor: Koordinierung von Wissen, Vermittlung von Kontakten und Unterstützung bei der strategischen Positionierung der Partnerunternehmen. Dann übergab sie das Wort an vier Vertreter von Partnerunternehmen, die konkrete Projekte aus der Thüga-Gruppe vorstellten. 

  • Dr. Michael Walk (Leitung Blue Corridor, WVE GmbH / Stadtwerke Kaiserslautern Versorgungs-AG) stellt die Initiative Blue Corridor bei den Stadtwerken Kaiserslautern vor 
  • Peter Majer (Leiter Innovation, badenova AG & Co. KG) teilt Erkenntnisse aus dem IPCEI-Förderantrag der badenova 
  • Dr. Carsten Krupp (Geschäftsfeld Wasserstoff, Stadtwerke Essen AG) gibt einen Einblick in das Mobilitätsprojekt mit der Ruhrbahn in Essen 
  • Kristian Junker (Erzeugungsstrategie, Mainova AG) berichtet über das Förderprojekt MH2Regio bei der Mainova AG

Viele Impulse und Hausaufgaben für das nächste Forum 

Die Premiere des H2-Austauschforums fasst Béatrice Angleys zusammen: “Der Austausch in den Kleingruppen war ein sehr wertvoller und wie die ganze Thematik von einer großen Vielseitigkeit geprägt. Einerseits ging es darum, Projekterfahrungen auszutauschen. Dazu diskutierten die Teilnehmenden intensiv die mögliche Rolle regionaler Energieversorger in der aktuellen (und zukünftigen) Wasserstoffwirtschaft. Hier sehen sie ein großes Potenzial als Orchestrator und Koordinator vor Ort, was wir als Thüga AG nur unterstreichen können.  

Sehr deutlich zeigte sich der Bedarf, die Zukunft der Gasverteilnetze aktiv zu gestalten und mit gemeinsamen Aufklärungsaktivitäten auf Politik und Entscheider einzuwirken. Insgesamt konnten wir als AG Wasserstoff viele wertvolle Impulse und „Hausaufgaben“ mitnehmen, die wir gerne annehmen. Wir freuen uns auf die nächsten Austauschformate und Interaktionen in diesem dynamischen Feld der Teilnehmenden! Kontaktaufnahme und Interaktion sind natürlich jederzeit auch außerhalb der offiziellen Veranstaltung möglich und erwünscht. Kommen Sie einfach auf uns zu unter wasserstoff@thuega.de“.