29 Windparks mit über 162 Windkraftanlagen und einer Gesamtleistung von 403,2 Megawatt drehen sich im Thüga-Portfolio. Kein Projekt ist wie das andere, und die Windkraft zeichnet sich durch ganz spezifische Eigenschaften aus. Sieben verblüffende Fakten:

Wussten Sie, …

(1)… wie die Standortwahl von Windkraftanlagen abläuft?

Ohne gute Windverhältnisse dreht sich nichts. „In möglichst niedriger Höhe soll der Wind möglichst häufig wehen“, bringt es Sebastian Schüßler, Projektleiter Windkraft bei der badenova, auf den Punkt. Wo das ist, lässt sich über den Windatlas feststellen. Im nächsten Schritt sind die Abstände zu Wohn- und Naturschutzgebieten an der Reihe. „Dann bleiben schon gar nicht mehr so viele Flächen übrig.“ Die detaillierte Ausarbeitung der Pläne startet erst, wenn Grundstückseigentümer und Kommunen prinzipiell mit dem Vorhaben einverstanden sind – und eine hohe Wahrscheinlichkeit für die Genehmigung des Projekts besteht.

(2)… wie lange manche Komponenten auf Reisen sind?

Die Rotorblätter der jüngst von der badenova aufgestellten Anlagen bei Seelbach im Schwarzwald wurden in Portugal und der Türkei gefertigt. „In Bremen laden wir sie aus dem Schiff – und transportieren sie quer durch die Republik“, berichtet Schüßler. Einfach mal eben mit einem 68-Meter-Rotorblatt über die Autobahn fahren? Da ist mittlerweile einiges an Zeit und Manpower für die Transportgenehmigungen notwendig. „Leider hat die Bürokratie gerade in den vergangenen Jahren stark zugenommen.“ Die gute Nachricht: „Die Problematik ist bei den politischen Entscheidungsträgern in Berlin angekommen und man arbeitet an Verbesserungen.“ Ohne Windkraft gibt’s schließlich auch keine Energiewende.

(3)… welche Blüten die bundesdeutsche Bürokratie treiben kann?

Komplizierte Standortsuche, zahlreiche Beteiligte wie Landwirtschafts-, Straßenbau-, Forst-, Lärmschutz-, Naturschutz-, Wasser-, Bodenschutz- oder Brandschutzbehörden. Dazu Änderungen an Flächennutzungsplänen sowie oft auch Gerichtsprozesse. Manchmal dauert der Genehmigungsprozess derart lange, dass der ursprüngliche Anlagentyp wegen der kurzen Entwicklungszyklen in der Branche gar nicht mehr lieferbar ist. Bisweilen kommt am Ende noch ein weiteres Jahr hinzu – für die Anpassung der Genehmigung auf einen neuen Anlagentyp.

(4) … wie Betreiber die Wartung und Instandhaltung von Windenergieanlagen organisieren?

Spektakulär wird’s beim Austausch von Großkomponenten. Aber Betreiber wie badenova gehen mit Weitsicht an die Sache: „Die Flächen um die Anlage sind von vornherein so ausgelegt, dass wir mit einem Auslegerkran in Position kommen“, erklärt Schüßler. Je nach Umfang werden die Arbeiten vor Ort durchgeführt oder gleich ein neues Bauteil aus der Fabrik geholt. „Wo wir eine Komponente hingebracht haben, bringen wir sie auch wieder weg.“ Eine Normalfall-Wartung ist dagegen relativ unspektakulär. „Es gibt klare Rhythmen, in denen zum Beispiel Schrauben nachgezogen, Getriebeöl und Filter gewechselt werden.“

(5) … dass es zwei Varianten zur Stromgewinnung im Turbineninneren gibt?

Sebastian Schüßler: „Bei der ersten Variante treiben die drehenden Rotorblätter einen Antriebsstrang an, an dessen Ende ein Generator sitzt.“ Die zweite ist getriebelos konstruiert. „In diesem Fall sitzt vorne an der Nabe ein Magnet.“ Durch seine Drehung entsteht Strom. Eingehaust und gedämmt – und damit in etwa vergleichbar leise – sind natürlich beide Varianten.

(6) … warum Windenergieanlagen für Greifvögel gefährlich sind – und wie die Betreiber das Risiko von Kollisionen minimieren?

Im Flug schauen Greifvögel viel nach unten, denn dort lebt ihre Beute. Weil einige Vögel im Flug ausschließlich nach unten orientiert sind, können sie mit den drehenden Rotorblättern kollidieren. „Wir gestalten die Flächen in unmittelbarer Anlagennähe für Greifvögel möglichst unattraktiv und abseits der Windparks möglichst attraktiv“, erklärt Schüßler. Denkbar ist etwa die Schaffung von Brutplätzen in einigen Kilometern Entfernung, um Greifvögel von Anlagen „wegzulocken“.

(7) … dass auf viele Windradmaterialien recycelt werden?

Etwa 90 Prozent eines Windrads gelten als recycelbar. Spannend ist insbesondere der Blick auf die aus Faserverbundwerkstoffen hergestellten Rotorblätter: Aus glasfaserverstärkten Kunststoffen zurückgewonnene Glasfasern können mineralisches Material für die Produktion von Zementklinker ersetzen – der sich dann zum Bau neuer Windkraftanlagen-Fundamente nutzen lässt. Aus carbonfaserverstärkten Segmenten lassen sich die Carbonfasern extrahieren, aus stillgelegten Anlagen können auch Kupfer und Aluminium zurückgewonnen werden.