Eine eigene Crowdfunding-Plattform ermöglicht die Unterstützung lokaler Projekte ohne frustrierende Hürdenläufe durch öffentliche Stellen. Das erzeugt positive Aufmerksamkeit und positioniert Energieversorger als Möglichmacher.

Ein neues Klettergerüst für den Wald-Schulhof, ein Kanu für den inklusiven Ruderverein, ein lehrreicher Dinosaurier-Naturwanderweg für Jung und Alt: Die Realisierung von kommunalen Initiativen fördert lokale Gemeinschaften und gibt Beteiligten ein Gefühl der Zugehörigkeit. Möglich gemacht werden solche Projekte heutzutage immer öfter über Crowdfunding. Dabei können viele Menschen mit kleinen Spenden dazu beitragen, dass große Projekte realisiert werden, die ganz konkret und schnell etwas bewegen – ganz ohne frustrierende Hürdenläufe durch öffentliche Stellen mit knappen Kassen.

Wie funktioniert kommunales Crowdfunding?

Crowdfunding ist eine Finanzierungsmethode, bei der viele Menschen auf Online-Plattformen kleine Beträge beisteuern, um gemeinsam ein Projekt oder eine Idee umzusetzen. Beim kommunalen Crowdfunding stehen gemeinnützige, kulturelle oder soziale Projekte aus der Region im Mittelpunkt.

Einzelne Aktionen werden auf Online-Plattformen präsentiert. Jede Aktion erhält eine eigene Seite, auf der die Höhe des Förderziels und der derzeitige Spendenstand angegeben sind. Diese können Unterstützerinnen und Unterstützer dann in sozialen Medien teilen. Jeder, der etwas beitragen möchte, kann hier mit wenigen Klicks einen beliebigen Geldbetrag in den Fördertopf einzahlen. Dabei gilt das Alles-oder-Nichts-Prinzip: Wird das Förderziel nicht in dem vorgegebenen Zeitraum erreicht, erhalten alle Beteiligten ihr Geld zurück. Nur wenn die gewünschte Summe erreicht ist, wird ausgezahlt.

Wirksame Vermarktung als „Stadt-Crowd“

Unternehmen haben die Möglichkeit, auf Crowdfunding-Portalen eigene gebrandete Plattformen zu erstellen, mit denen sie zielgerichtete Kampagnen bewerben und Aufmerksamkeit erreichen können. Speziell Energieversorger können solche Plattformen öffentlichkeitswirksam als „Stadt-Crowd“ vermarkten, den Fokus auf lokale und regionale Bürgeraktionen lenken und so einzelne Aktionen unter ein gemeinsames Dach bringen.

Dazu können sie optional Zuschüsse aus den hauseigenen Fördertöpfen anbieten. Zusätzlich kann man mit Prämien wie Einkaufsgutscheinen, Namensnennungen, Eventeinladungen oder Sachwerten mehr Spendenwillige animieren.

White-Label-Lösung mit „sozialer Rendite“

Ein Portal, das solche Plattformen als White-Label-Lösung anbietet und bereits von einigen Thüga-Partnerunternehmen genutzt wird, ist www.kommunales-crowdfunding.de vom VKU Verlag. Dessen Geschäftsführer Carsten Wagner betont besonders die „soziale Rendite“, die beim Betreiben ausgeschüttet wird, also dem Verhältnis des Budgeteinsatzes zur öffentlichkeitswirksam ausgeschütteten Fördersumme: „Die kommunalen Crowdfunding-Plattformen schütten Jahr für Jahr mehr Fördergelder an Projekte in den Bereichen Sport, Kunst, Kultur, Soziales und Umwelt aus, als der Betrieb kostet. Dieser Wert kann je nachdem, wie intensiv das Thema vor Ort als Teil der Daseinsvorsorge gespielt wird, durchaus den drei- bis fünffachen Faktor betragen.“ Mit ihren Projektideen bekommen die Partner von „Kommunales Crowdfunding“ zudem stets Hilfe an die Seite gestellt: „Die Erfolgsquote der Crowd-Projekte liegt bei 90 Prozent! Das liegt auch daran, dass jedes Projekt individuell vom Projekt-Coaching-Team unseres Partners Fairplaid beraten und mit wertvollen Tipps versorgt wird.“

Thüga-Studie: Win-win-Situation

In der Thüga-Gruppe betreiben bereits zehn Partnerunternehmen eine eigene Crowdfunding-Plattform. Die Studie „Crowdfunding 2023“ hat deren Ergebnisse unter die Lupe genommen. Demnach wurden über 1,6 Millionen Euro in 413 erfolgreichen Crowdfunding-Projekten gesammelt und über 24.500 Unterstützerinnen und Unterstützer gewonnen.

Studienleiterin Stefanie Bautz aus dem Thüga-Kompetenzteam Vertrieb und Marketing sieht in der Bereitstellung einer Crowdfunding-Plattform Chancen für regionale Versorger und die Region: „Eine Crowdfunding-Plattform hilft Versorgern dabei, ihre Spenden- und Sponsoring-Strategie zu optimieren und Budgets richtig einzusetzen. Mit themengebundenen Fördertöpfen werden Markenwerte wie Nachhaltigkeit erlebbar gemacht und die Kommune positiv gestaltet. Virale Kommunikation in sozialen Medien schafft zudem Aufmerksamkeit für Projektstarter und Versorger in der Öffentlichkeit vor Ort.“

Mit wenig Kosten und Aufwand zu konkreten Ergebnissen, positiven Auswirkungen auf die Region und einem verbesserten Image – das klingt tatsächlich nach einem Win-win-Szenario.

Jena Crowd – digitale Brücke in Krisenzeiten

Die Jena Crowd wurde 2019 vom Thüga-Partnerunternehmen Stadtwerke Jena initiiert. Sie zeigt, wie sich kommunales Crowdfunding sogar – oder besonders – in Krisenzeiten positiv auswirken kann.

In der Corona-Zeit 2020/21 etablierten die Stadtwerke die Jena Crowd als „digitale Brücke“ zu den Bürgern und konnten mit vielfältigen Crowdfunding-Aktionen Sorgen und Zukunftsängsten entgegenwirken. Mit einzelnen Aktionen wurden unter anderem der lokale Kunstverein, eine Weihnachtsrevue, ein Szeneladen und ein Bio-Café unterstützt und am Leben erhalten. Dabei wurden mindestens 100.000 Menschen online und über Social Media erreicht. Im folgenden Jahr wurde der Fokus auf Aktionen gelenkt, die gemeinnützigen Initiativen durch die Energiekrise halfen.

Positionierung als Kümmerer

Tina Schnabel von den Stadtwerken Jena hat das kommunale Crowdfunding mitorganisiert und ist von dem Konzept überzeugt: „Die Jena-Crowd als Stadt-Crowd zu platzieren, hat dazu geführt, dass das Lokalgefühl angesprochen wird und Bewohner:innen sich dadurch verstärkt mit ‚ihrer‘ kommunalen Crowdfunding-Plattform identifizieren. Dass die Stadtwerke in der Öffentlichkeit einen Wandel zum ‚Kümmerer‘ gemacht haben, spüren wir unter anderem nach erfolgreichen Aktionen. Hier kamen Menschen mit Worten wie ‚Wie schön, dass ihr so was macht!‘ auf uns zu und ‚Gut, dass es in schweren Zeiten solche Hilfsaktionen gibt!‘.“

Ist eine Aktion einmal erfolgreich beendet, ist das ein echter Zugewinn für die PR: „Von der Vermarktung einer Aktion über die Durchführung bis zum Ergebnis und darüber hinaus sind Crowdfunding-Kampagnen echte Content-Maschinen“, so Schnabel.

Doch was ist mit dem Arbeitsaufwand und den Kosten? „Es stimmt, dass Crowdfunding kein Selbstläufer ist, man muss dranbleiben. Durch Lerneffekte und ein gewachsenes Netzwerk spielen sich die prozessualen Aufwände mit der Zeit allerdings ein. Und die Erfolge und nicht zuletzt die riesige Stimmung, die dabei erzeugt werden, machen es in jedem Fall wert!“