HubON, so heißt die neue Thüga-Breitbandplattform, die Dr. Alexander Haßdenteufel von der Thüga SmartService vorantreibt. Hub bedeutet Radnabe, Zentrum. ON steht für Open Network. netzwerk hat nachgefragt, was genau dahintersteckt.

Herr Dr. Haßdenteufel, können Sie uns den Namen HubON erklären?

Die Nabe ist der Dreh- und Angelpunkt eines Rads. Das ist unser heutiges Breitbandgeschäft – die Ausgangsbasis, von der aus wir eine Bündelung der Breitbandaktivitäten in der Thüga-Gruppe anstreben. Die Speichen des Rads verbinden die Nabe mit der Felge. Dort haben wir die Stadtwerke und weitere Dienstleister, die sich vernetzen, um gemeinsam das Breitbandgeschäft voranzubringen. Zunächst durch verstärkte Kooperation, der perspektivisch eine eigene Plattform mit aktiver Beteiligung der Stadtwerke folgen soll.

Warum ist der Glasfaserausbau so vielversprechend?

FTTH – Fibre to the home – erfüllt als einzige Technologie die künftigen Konnektivitätsanforderungen in puncto Bandbreite und Latenz. Wir haben noch keine adäquate Glasfaserversorgung in Deutschland. Um die Marktchance zu nutzen, muss heute investiert werden. Und damit die
Stadtwerke sich ihren Platz im Telekommunikationsmarkt sichern, sollten sie eine signifikante Anschlusszahl realisieren – für die Thüga-Gruppe gut sechsstellig. Glasfaser ist schließlich ein essenzieller Teil der Daseinsvorsorge.

Warum die Eile?

Der nationale Markt gewinnt durch private Finanzinvestoren, die den Glasfaserausbau vorantreiben, massiv an Dynamik – während Stadtwerke und Regionalversorger eher noch zögerlich sind. Breitband ist jedoch das Geschäftsfeld, mit dem sie sinkende Margen des Bestandsgeschäfts
ausgleichen können. Wir sind bei der TSG überzeugt, dass wir dies in der Thüga-Gruppe nur gemeinsam erfolgreich umsetzen können.

Was hat denn jedes einzelne Partnerunternehmen davon?

In der Thüga-Gruppe haben wir 46 Partner, die in verschiedener Ausprägung bereits Breitband betreiben. Manche vermarkten, also verpachten passive Glasfaserinfrastruktur, andere betreiben Netze und stellen Vorleistungsprodukte bereit. Wieder andere sind im Endkundenvertrieb stark. Wenn sie ihre individuellen Stärken und Kapazitäten in die HubON einbringen und auch anderen zur Verfügung stellen, profitieren alle davon. Sie können sich in bestimmten Feldern weiter spezialisieren und noch besser werden – und gleichzeitig eigene Kompetenz- oder Kapazitätslücken über die starke HubON-Gemeinschaft ausgleichen.

Reicht der aktuelle Fördertopf vom Bund für den nötigen Ausbau?

Die Graue-Flecken-Förderung mit einem Volumen von zwölf Milliarden Euro stellt sicher eine große Chance für Partnerunternehmen dar, ein Stück vom BreitbandKuchen abzubekommen.

Aber?

Mit privaten Finanzinvestoren kann der Ausbau deutlich schneller und effzienter vonstattengehen. Ein Großteil städtischer Gebiete in Deutschland ist FTTH-unterversorgt. Ein geförderter Ausbau allein wird für die umfassende Abdeckung nicht ausreichen. Auch die Städte werden
Finanzierungslücken mit Unterstützung von externen Investoren ausgleichen müssen. HubON soll perspektivisch auch Zugang zu privaten Kapitalgebern verschaffen.

Wo stehen Sie heute im HubON-Projekt?

Die Strategiephase ist abgeschlossen. Wir haben eine Umfrage sowie Experteninterviews bei den Partnerunternehmen durchgeführt, daraus ist eine „Capability Map“ entstanden, die deren Leistungsfähigkeit und Bedarfe aufzeigt. In der jetzigen Pilotphase sprechen wir mit zahlreichen Partnerunternehmen und deren Telekommunikationstöchtern über unseren Ansatz. Konkret führen wir mit zwei Unternehmen Verhandlungen über eine gemeinsame Machbarkeitsstudie. Danach werden wir die Details für eine Kooperation definieren. Im kommenden Jahr hoffen wir auf Entscheidungen der Partner zur grundsätzlichen Teilnahme, anschließend werden wir gemeinsam das Kooperationsmodell konkret ausgestalten.

Wie stellen Sie sich die Plattform vor?

Sie wird die gesamte Wertschöpfungskette von Planung über Ausbau bis zum Betrieb abdecken, orientiert sich also an dem bereits heute bei TSG etablierten Dienstleistungskanon. Einmal gestartet, wird sich das Angebot einer initialen „HubON 1.0“ mit den Bedarfen der Partnerunternehmen weiterentwickeln. In der ersten Ausbaustufe der Plattform liegt der Fokus darauf, Glasfaser in den Boden zu bringen, also auf der Glasfaser-Inkubation, sowie darauf, Finanzinvestoren anzusprechen und Fördermittel einzusammeln. Im zweiten Schritt werden wir diese Glasfasernetze betreiben, Endkundenprodukte entwickeln und Kundenwachstum stimulieren. Perspektivisch sind auch weitere telekommunikationsnahe Dienstleistungen denkbar.