München/Berlin. Mit der Energiewende muss das Strommarktdesign neu ausgerichtet werden, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. In Brüssel läuft der Trilog zu einer Reform des Ordnungsrahmens für den europäischen Strommarkt, in Berlin wird an einem Konzept auf nationaler Ebene gearbeitet. Damit die Strom- und Wärmeversorgung auch vor Ort nachhaltig gesichert werden kann, spricht sich die Task Force für Politische Willensbildung der Thüga für die Verlängerung des Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetzes (KWKG) sowie die Einführung regionaler Flexibilitäts- und Kapazitätsmärkte für Strom aus.

In Deutschland wird seit mehr als zehn Jahren über die Einführung eines Kapazitätsmarktes für Strom diskutiert. Regional kommt es bereits zeitweise zu Engpässen in der Stromversorgung. Gründe hierfür sind begrenzte Netzkapazitäten auf der einen sowie zu geringe regionale Erzeugungskapazitäten auf der anderen Seite. Diese Engpässe werden sich in den nächsten Jahren weiter verschärfen unter anderem durch den Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung, die Stilllegung von Kohlekraftwerken, den schleppenden Ausbau der Transportkapazitäten im Übertragungsnetz sowie die steigende Stromnachfrage in den Sektoren Verkehr, Wärme und Industrie.

„Unser heutiges Strommarktdesign ist den Herausforderungen der Zukunft nicht mehr gewachsen. Das hat auch die Politik in Brüssel und Berlin erkannt. Dort werden derzeit Maßnahmen diskutiert, um das Strommarktdesign weiterzuentwickeln“, sagt Markus Wörz, Leiter Energiepolitik bei der Thüga Aktiengesellschaft. Neben Differenzkontrakten (Contracts for Difference) geht es hierbei auch um Möglichkeiten, Kapazitätsmärkte auf nationaler Ebene zu etablieren. „Eine Idee, die die Thüga bereits vor zehn Jahren eingebracht hat und die jetzt wieder auf der politischen Agenda steht. Unter anderem hat sich jüngst die deutsche Monopolkommission dafür ausgesprochen“, sagt Markus Wörz.

Kommunale Stimmen setzen sich für gesicherte Kraftwerksleistung vor Ort ein

Auch die Mitglieder der Task Force für Politische Willensbildung des Thüga-Beirates, dem mehr als 100 (Ober-)Bürgermeister:innen und Akteure der kommunalen Ebene sowie der Länder angehören, haben sich bei ihrer jüngsten Sitzung in Berlin für regionale Kapazitätsmärkte nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage als Ergänzung zum bestehenden Energy Only-Markt ausgesprochen. Konkret fordern sie von der Bundesregierung, räumlich abgegrenzte regionale Märkte für Flexibilitäten und gesicherte regionale Kraftwerksleistung zu schaffen. Damit sollen vor Ort Anreize für die Errichtung beziehungsweise Nutzung von regionaler Flexibilität und steuerbarer Kraftwerksleistung gesetzt werden.

Außerdem fordern sie eine stärkere Berücksichtigung der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK), die schon heute einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der Stromversorgung leistet, sowie insbesondere die Verlängerung der KWKG-Förderung. „In den kommenden Jahren wird die Bedeutung der Kraft-Wärme-Kopplung nach unserer Ansicht noch weiter steigen“, sagt Udo Glatthaar, Sprecher der Thüga-Task Force und Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt Bad Mergentheim. „Gerade in der Hochlaufphase der Wasserstoffwirtschaft sollten Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen mit ihrer effizienten Stromerzeugungstechnik breit eingesetzt und weiter ausgebaut werden, um die volkswirtschaftlichen Kosten möglichst gering zu halten und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.“ Durch den Einsatz von Power to Gas-Technologien kann das vorhandene Gasverteilnetz mit einer Leitungslänge von bundesweit über 500.000 km auch als Speicher genutzt werden und so einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der Stromversorgung leisten.

Daher bringt sich die Thüga-Task Force für Politische Willensbildung mit den folgenden Positionen in den politischen Diskurs für eine erfolgreiche Energiewende vor Ort ein:

  • Die Energiewende ist eine #VorOrtWende: Nur wenn die jeweils vorhandenen lokalen und regionalen Potenziale optimal genutzt werden, kann die Energiewende zeitnah und kosteneffizient umgesetzt werden. Stadtwerke und Regionalversorger spielen hierbei eine zentrale Rolle, insbesondere bei der Erstellung und Umsetzung der kommunalen Wärmeplanungen und künftigen Wärmeversorgung.
  • Viele kommunale und regionale Energieversorger engagieren sich schon lange im Bereich der Kraft-Wärme-Kopplung. Diese Anlagen bieten aufgrund ihrer sehr hohen energetischen Effizienz ein großes CO2-Minderungspotenzial und können – gerade in Verbindung mit Wasserstoff – einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung in der Wärme- und Stromversorgung leisten. Diese wichtige Rolle sollte sich im energiepolitischen Ordnungsrahmen und in einem entsprechenden Förderregime widerspiegeln.
  • Thüga fordert die nachhaltige Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung durch eine Verlängerung der KWKG-Förderung bis mindestens 2035 in Verbindung mit einer substanziellen Erhöhung des Volumens der Bundesförderung effiziente Wärmenetze (BEW) auf drei Milliarden Euro pro Jahr bei gleichzeitiger europarechtskonformer Ausgestaltung. Der Einsatz klimaschonender Brennstoffe sowie eine stromgeführte Fahrweise sollten dabei angereizt werden.
  • Weiterhin schlägt Thüga die Schaffung von räumlich abgegrenzten regionalen Märkten für Flexibilität und gesicherte regionale Leistungsangebote vor. Dadurch können bestehende Netzengpässe sowie regionale Besonderheiten kleinteiliger Flexibilitätsangebote berücksichtigt werden. Potenziale für gesicherte Kraftwerksleistung oder entsprechende Flexibilität auf der Nachfrageseite können so in den Regionen optimal erschlossen werden.

 

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Über die Task Force politische Willensbildung des Thüga-Beirats:

Zur Task Force gehören die (Ober-)Bürgermeisterinnen und Bürgermeister von Städten und Gemeinden, die über ihre Stadtwerke und Regionalversorger am Stadtwerkeverbund Thüga mit Sitz in München beteiligt sind, sowie weitere Akteure der kommunalen Ebene und der Länder.

Über Thüga:

Die in München ansässige Thüga Aktiengesellschaft (Thüga) ist eine Beteiligungs- und Fachberatungsgesellschaft mit kommunaler Verankerung. 1867 gegründet, ist sie als Minderheitsgesellschafterin bundesweit an rund 100 Unternehmen der kommunalen Energie- und Wasserwirtschaft beteiligt. Die jeweiligen Mehrheitsgesellschafter sind Städte und Gemeinden. Mit ihren Partnern bildet Thüga den größten kommunalen Verbund lokaler und regionaler Energie- und Wasserversorgungsunternehmen in Deutschland – die Thüga-Gruppe.

Gemeinsames Ziel ist es, die Zukunft der kommunalen Energie- und Wasserversorgung zu gestalten. Mit ihren mehr als 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entwickelt und baut Thüga die Gruppe weiter aus, unterstützt kommunale Unternehmen mit Beratung sowie Dienstleistungsgesellschaften und trägt so zur Wettbewerbsfähigkeit ihrer Partner bei. Diese verantworten die aktive Marktbearbeitung mit ihren lokalen und regionalen Marken: Insgesamt versorgen die Thüga-Partner mit ihren mehr als 22.000 Mitarbeitenden bundesweit knapp fünf Millionen Kunden mit Strom, zwei Millionen Kunden mit Erdgas und eine Million Kunden mit Trinkwasser. Im Jahr 2022 haben sie dabei einen Umsatz von rund 44 Milliarden Euro erwirtschaftet.