Der Startschuss für den Rollout fällt demnächst! Das BSI hat kurz vor Weihnachten das dritte Smart Meter Gateway (SMGW) zertifiziert. Sobald es auch die Markterklärung veröffentlicht hat, startet der Rollout. Bereits heute profitieren Kunden der Thüga-Gruppe von SMGW – wie zum Beispiel beim Mieterstromprojekt in Jena. SMGW werden außerdem in der Digitalisierung der Energiewende eine entscheidende Rolle spielen, denn sie ermöglichen die Lastflexibilität bei Hausanschlüssen.

Im August 2019 erschien das zweite Gutachten des Barometers für die Digitalisierung der Energiewende. „Da kam noch mal richtig Bewegung ins Thema Smart Meter“, sagt Johannes Wieser, Smart Metering-Experte im Thüga-Kompetenzcenter Einkauf & Netze. Das Gutachten war Auslöser für verstärkte Aktivitäten vonseiten des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) und Behörden wie der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt, des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und der Bundesnetzagentur. Ein Ergebnis ist der offizielle Smart Meter-Flyer des BMWi, in dem Peter Altmaier persönlich für deren Vorzüge wirbt.

Den Smart Meter-Flyer des BMWi finden Sie hier.

Dann tickt die Uhr

Kurz vor Weihnachten hat das BSI zusätzlich zu PPC und Dr. Neuhaus die Gateways von EMH zertifiziert. „Mit zwei dieser drei Hersteller haben wir bereits Rahmenverträge“, so Wieser. „Und mit einem vierten, der kurz vor der Zertifizierung steht. Wir – beziehungsweise die Thüga SmartService – sind bestens vorbereitet. Sobald das BSI die Markterklärung abgibt, tickt die Uhr!“ Soll heißen: Das BSI wird offiziell verkünden, dass nun die technische Möglichkeit des Einbaus von intelligenten Messsystemen gegeben ist. Damit geht der Rollout los, also die achtjährige Einbauzeit für die verschiedenen Einbaufälle bei einem jährlichen Stromverbrauch von über 6.000 und über 10.000 Kilowattstunden.

SiLKe bringt die Gateways

Das Gateway darf auf dem Transport vom Hersteller bis in den Keller des Kunden nicht manipuliert werden, dafür steht SiLKe, die sichere Lieferkette. Der Hersteller PPC hat das Problem mittels einer Sicherheitsbox gelöst: „Die Monteure benötigen eine extra Schulung für den Box-Transport“, erklärt Wieser. „Öffnen und schließen geht nur mit einem speziellen Gerät, das für jede Aktion einen Code generiert.“

Sicherer Transport in der Safety Box

Sicherer Transport in der Safety Box

Jedes Stadtwerk muss eine oder mehrere Boxen kaufen – außer es nimmt den Service der Thüga SmartService (TSG) in Anspruch, die die Geräte mit ihrer Box zum Kunden bringt. Der Hersteller EMH hat nun gemeinsam mit TSG den Transport in einem „Safebag“ entwickelt. In dieser Hochsicherheitstüte befndet sich ein Chip mit Informationen über das enthaltene Gateway. Der Safebag weist noch weitere Merkmale auf, die einen sicheren Transport gewährleisten. Der Monteur prüft diese vor dem Einbau auf Unversehrtheit und öffnet den Safebag im Keller des Kunden. Er muss mit dem MSB-Assistenten weitere Informationen einscannen, damit die App die Einhaltung der sicheren Lieferkette überprüfen und bestätigen kann. Safebag und Safety Box haben jeweils eine Zertifizierung vom BSI erhalten. TSG unterstützt beide Varianten.

Smart Meter für smarte Geschäftsfelder

„Die Branche setzt darauf, dass das Gateway auf lange Sicht als Plattform für alle möglichen smarten Geschäftsfelder dienen kann und die Funktionen durch Software-Updates ständig erweitert werden“, sagt Wieser. „Und sie hofft, dass die Mehrwertprodukte auch für den normalen Verbraucher so interessant sind, dass hier ein Markt für die Gateways entsteht.“

Intelligenter Mieterstrom in Jena

Die Stadtwerke Energie Jena-Pößneck haben das bundesweit erste Mieterstromprojekt in Betrieb genommen, das über zertifizierte Smart Meter Gateways erfasst und berechnet wird. Dazu hat sie in einer Wohnanlage eine PVAnlage mit 50 kWp installiert, die die Bewohner mit Strom versorgt. Reicht dieser nicht aus, beziehen die Mieter zusätzlich Strom aus dem Netz.

Mieterstrom in Jena; Foto Jürgen Scheere

Smart Meter Gateway-Installation in einem Wohnblock in Hermsdorf/Thüringen. Foto: Jürgen Scheere

Für die  energiewirtschaftlich korrekte Abbildung haben die Stadtwerke Jena Netze 33 moderne Messeinrichtungen verbaut, die über sieben zertifzierte Smart Meter Gateways fernausgelesen werden. Die Thüga SmartService (TSG) installierte und betreibt die Gateways. Die viertelstündlichen Daten verarbeitet der Mieterstrom-Rechenkern der TSG und spielt sie ins Abrechnungssystem des  Lieferanten zurück. Das gewährleistet die automatische und transparente Abrechnung für jeden einzelnen Kunden. TSG arbeitet mit Stadtwerke Jena Netze als grundzuständigem  Messstellenbetreiber und mit den Stadtwerken als Vertriebsgesellschaft zusammen. „Jeder Stromkunde kann sich künftig seinen Verbrauch in 15-Minuten-Intervallen visualisieren lassen und sieht dann genau, wann die PV-Anlage wie viel Strom liefert“, erklärt Martin Hümmer, Bereichsleitung Energiewirtschaftlicher Service bei der TSG.

Eingreifen erlaubt?

Flexible Lasten sind laut dem zweiten BMWi-Gutachten „Digitalisierung der Energiewende“ (Topthema 2: Regulierung, Flexibilisierung und Sektorkopplung) ein Kernelement, um den Ausbau der Stromnetze in einem volkswirtschaftlich vertretbaren Rahmen zu halten. Intelligente Messsysteme – also Smart Meter samt Gateways – bieten dafür die geeignete Infrastruktur. Sie ermöglichen künftig zielgerichtete Eingriffe der Netzbetreiber, um flexible Verbraucher zu steuern. Kernelement ist im Gutachten das Instrument der Spitzenglättung: Auf einen unbedingten Teil der Leistung sollen Verbraucher stets in vollem Umfang zugreifen können. Einen bedingten Teil soll der Netzbetreiber zeitlich eng begrenzt steuern dürfen. Zudem ist angedacht, die Netzentgelte stärker abhängig von der Flexibilität zu gestalten.

„Der Vorschlag ist auf jeden Fall interessant“, ist Markus Wörz von der Thüga-Stabsstelle Energiepolitik überzeugt. „Allerdings wird dessen Umsetzung erhebliche Änderungen am Rechtsrahmen, zum Teil an der Technik und an Verträgen zwischen den Marktteilnehmern, erfordern.“ Es wird jetzt einen umfassenden Stakeholderdialog geben, der bis Frühjahr 2020 wesentliche Detailfragen klären soll. Das BMWi wird danach den Gesetzgebungsprozess zum § 14a EnWG initiieren. „Wir und die Thüga-Partnerunternehmen werden uns aktiv in den Prozess einbringen“, sagt Markus Wörz.

Das 2. BMWi-Gutachten fnden Sie hier.