Seit der Corona-Pandemie haben sich die Bedingungen für den Einkauf verschärft: Rohstoffpreise schnellen nach oben, Lieferzeiten auch. So reagiert das Team vom Thüga-Mandatseinkauf auf die Großwetterlage.

Der Preis von Stahl ist um rund 120 Prozent gestiegen, für Kunststoff um bis zu 200 Prozent. „Pro Warengruppe ist der Anteil des vom Preisanstieg betroffenen Materials stark unterschiedlich: Bei manchem sind es nur 15 bis 20 Prozent, bei Rohren jedoch 70 bis 80 Prozent. Das wirkt sich dementsprechend auf die Kostenstruktur der Hersteller aus, die nicht mehr rentabel produzieren können und damit auf die Preise in unseren Verträgen“, erklärt Dr. Alexander Miehr, Leiter Einkauf im Thüga-Kompetenzcenter Einkauf & Netze (EN).

Reden, um Versorgung zu sichern

Auch wenn langfristige Verträge mit fester Preisbindung für Versorgungssicherheit in der Thüga-Gruppe sorgen, ist diese Teuerung nicht zu ignorieren. „Es nützt nichts, auf dem Vertragspreis zu bestehen und damit Vertrauen zu verspielen“, so Miehr. Also kommen die Kosten unter die Lupe und werden in Material-, Fertigungs- sowie  Personalkosten zerlegt. Gemeinsam mit dem Hersteller wird für den Anteil der Materialkosten ein für beide Seiten akzeptables Niveau verhandelt. Dabei spricht der Mandatseinkauf mit verschiedenen Lieferanten simultan mit dem Ziel, für eine gesamte Warengruppe den Aufpreis einheitlich zu entwickeln. Mit 80 Prozent der Lieferanten ist er schon im Kontakt. „30 Mandate oder Produkte, rund hundert Warengruppen, pro Gruppe drei Verträge – das ist schon eine Hausnummer“, so Peter Freilinger von EN. „Bei neuen Verträgen arbeiten wir von Anfang an Preisgleitklauseln ein.“

Wenn es mal länger dauert…

… dann reagiert auch hier der Thüga-Mandatseinkauf. „Die Nachfrage nach Trafostationen ist zum Beispiel derzeit groß“, so Freilinger. „Aufgrund eines Engpasses beträgt die Lieferzeit momentan 30 Wochen. Wir planen genauer im Voraus, indem wir den Bedarf in der Thüga-Gruppe nun quartalsweise statt jährlich abfragen.“ Generell gestaltet sich die Versorgung vor allem aus ausländischen Produktionsstandorten schwierig, sodass sich die Lieferzeiten teilweise verdoppeln. „Unser Vorteil ist eine oft lange, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten“, sagt Miehr. „Und wenn es mal knirscht zwischen Partnerunternehmen und Lieferanten, vermitteln wir gerne.“ Grundsätzlich ist derjenige gut beraten, der sich divers und auch lokal aufstellt und nicht nur in Niedriglohnländern bestellt. Die Aussichten: „Wir sehen, dass sich Metalle, Halbleiterchips und erdölbasierte Produkte weiter verknappen und die Preise amWeltmarkt steigen werden, was sich auf die Verfügbarkeit und die Kosten bei uns niederschlagen wird“, resümiert Miehr.