Biomethan ist aufbereitetes Biogas aus organischen Abfällen und nachwachsenden Rohstoffen. Anders als fossile Brennstoffe ist es weitgehend CO2-neutral. Anna Lamorski aus dem Thüga-Kompetenzteam Technik und Martin Santa Maria aus dem Thüga-Kompetenzteam Erzeugung sagen, warum es bei der Wärmewende eine wichtige Rolle spielt.

Warum erlebt Biomethan einen Hype?

Es gibt drei Gründe: Erstens endet die EEG-Förderung vieler Biogasanlagen nach 20 Jahren. Statt weiter zu verstromen, überlegen Betreiber, ihr Biogas in Biomethan umzuwandeln und ins Gasnetz einzuspeisen. Zweitens: Am 1. Januar 2024 ist das neue Gebäudeenergiegesetz (GEG) in Kraft getreten, das für neu eingebaute Heizungen bei Vorliegen eines Wärmeplans 65 Prozent Anteil erneuerbarer Energien vorschreibt. Drittens: Um die von der Bundesregierung gesetzlich festgelegten Klimaziele zu erreichen, ist eine klimaneutrale Wärmeversorgung unerlässlich.

Gibt es genügend Biomethan?

Nein. Insgesamt existieren in Deutschland 9.600 Biogasanlagen. Es handelt sich vor allem um kleine Anlagen, von denen die meisten ihr Biogas verstromen. Nur wenige wandeln es in Biomethan um und speisen es ins Gasnetz ein. Die Nachfrage nach Biomethan ist also höher als das Angebot.

Wie werden Partnerunternehmen unterstützt?

Thüga unterstützt vor allem bei der Wirtschaftlichkeitsberechnung. Denn die Investitionskosten sind hoch. Die wichtigste Rolle spielt der finale Beschaffungspreis des Biomethans. Macht es Sinn, in die Produktion von Biomethan einzusteigen? Bekommen die Unternehmen ihre Kosten gedeckt? Fällt eine Marge ab? Erst wenn alle Parameter durchgerechnet sind, kann sich das Partnerunternehmen ein Bild machen und den Daumen heben oder senken.

Wie viele Biogasanlagen gibt es im Thüga-Netzwerk?

Etwa 20 Partnerunternehmen betreiben eine Biogasanlage, nur wenige eine Aufbereitungsanlage für Biomethan. energie schwaben ist bislang das einzige Partnerunternehmen, das seinen Kunden ein GEG-konformes Wärmeprodukt anbietet.

Biogasanlage; Bild: Shutterstock/Animaflora PicsStock

Wächst das Interesse an neuen Biogasanlagen?

Aktuell untersucht Thüga in einem Projekt mit einem Partnerunternehmen die Wirtschaftlichkeit einer Biogasaufbereitungsanlage. Bei ihm kommt das Biogas von einer Abfallanlage und wurde bislang für die Verstromung genutzt. Das Partnerunternehmen überlegt, eine Biogasaufbereitungsanlage zu bauen, um das so entstandene Biomethan in das Erdgasnetz einzuspeisen. Im Projekt werden alle Kosten für den Bau und Betrieb einer Biogasaufbereitungsanlage erfasst und mit den Marktpreisen abgeglichen.

Wie lässt sich Biomethan gewinnen und einspeisen?

Der Biogaseinspeiser muss beim Netzbetreiber ein Biogaseinspeisebegehren stellen. Wird ihm dieses gewährt, ordert er eine Aufbereitungsanlage, die Biogas zu Biomethan aufbereitet. Die kann ihm als Container schlüsselfertig geliefert werden. Der Netzbetreiber muss eine Einspeiseanlage bauen lassen und Leitungen verlegen.

Welche Aufgaben hat der Netzbetreiber, welche der Biogaseinspeiser?

Der Biogaseinspeiser muss sich um die Aufbereitung des Biogases zu Biomethan kümmern und dem Netzbetreiber mitteilen, welche Biomethanmenge mit welchem Druck in welcher Qualität geliefert wird. Der Netzbetreiber führt eine Netzverträglichkeitsprüfung durch: Kann er die gesamte Biomethanmenge auch in Zeiten der geringsten Gasabnahme aufnehmen? Wie lang ist die Einspeiseleitung? Außerdem muss er sich um die Messung, Konditionierung, Druckanpassung und Odorierung von Biomethan kümmern.

Welche Rolle spielt die Insolvenz von BMP Greengas?

Viele Partnerunternehmen haben bislang ihr Biomethan bei diesem Großhändler bezogen und sind aktuell von der Insolvenz betroffen. Das Heikle: Das bei BMP Greengas gelagerte Biomethan fehlt jetzt im Markt, andere Kapazitäten sind nicht vorhanden.

Sollten sich Thüga-Partnerunternehmen nicht aus dieser Abhängigkeit von BMP Greengas lösen?

Erstens: Schnell lässt sich diese Abhängigkeit nicht berichtigen. Planungen, Wirtschaftlichkeitsprüfungen, Bescheinigungen und Genehmigungen können Jahre dauern. Zweitens: Die Thüga hat im Sommer Partnerunternehmen befragt, welche Unterstützungsleistung sie sich wünschen. Die Antwort: eine gemeinsame Biomethanbeschaffung mit Unterstützung der Syneco als potenziellem Biomethanhändler. Wirtschaftliche Gründe und eine Überregulierung von Biomethan sprechen aber derzeit gegen ein Syneco-Engagement. Zudem: Nur wenige der befragten Partnerunternehmen haben einen erhöhten Biomethan-Bedarf in ihre Beschaffungsstrategie einkalkuliert. Der Handlungsdruck ist vorhanden, hat sich aber noch nicht konkretisiert.

Was passiert beim Biogas aktuell?

Neben dem Projekt zur Wirtschaftlichkeit einer Biogasaufbereitungsanlage stellt Thüga Partnerunternehmen die nötigen Informationen zur Verfügung, damit sie Biogaseinspeiseanfragen fristgemäß abarbeiten können. Für die Wirtschaftlichkeitsprüfung ist angedacht, dass Thüga ein Excel-Tool erstellt, das alle Kosten erfasst und mit dem Partnerunternehmen eine Investitionsentscheidung treffen können.

Was rät Thüga ihren Partnerunternehmen?

Es ist wichtig, dass Partnerunternehmen überhaupt eine langfristige Beschaffungsstrategie entwickeln, in der das GEG und das Wärmeplanungsgesetz einkalkuliert sind. Nur so können sie die gesetzlichen Anforderungen wirtschaftlich umsetzen.