Ein Wärmeplan ist Wegweiser im Dschungel der kommunalen Wärmeplanung (KWP). Vielschichtige Daten, übersichtlich aufbereitet, erleichtern es, sinnvolle Heizlösungen für verschiedene Quartiere zu finden.

Komplex, komplexer, Wärmewende! Die Frage, wer wann auf welche klimaneutrale Weise heizen wird, lässt sich nicht pauschal beantworten. Stadtwerke müssen zum einen die Bedingungen vor Ort berücksichtigen. Heißt: Netzinfrastrukturen, Erzeugungsanlagen und Gebäudetypologie gleichzeitig auf dem Zettel haben. Um sich optimal auf die KWP vorzubereiten, benötigen Energieversorger (EVU) neue Planungsinstrumente. „Sie ermöglichen es, Netzstrukturen, Erzeugungspotentiale und Gebäude integriert zu betrachten“, sagt Andreas Hinz vom Thüga-Kompetenzteam Netze. Dazu braucht es Daten, aber: „In einer Tabelle bringen helfen die Daten zunächst wenig“, so Hinz. „Erst wenn die Daten auf einer Karte abgebildet und miteinander verknüpft sind, können Schlüsse daraus gezogen werden.“

Daten sei Dank!

Thüga, Geospin, BS|ENERGY und KOM|DIA haben in einem gemeinsamen Projekt namens „Datenbasis für die Wärmeplanung der Zukunft“ einen ersten Lösungsbaustein entwickelt. „Wir wollen damit das Versorgungsgebiet transparenter machen“, sagt Dr. Sebastian Wagner, Geschäftsführer von Geospin. In dem Fallbeispiel ging es konkret darum, zu bestimmen, ob und wo sich Fernwärme in einem Braunschweiger Stadtteil lohnt. Die BS|ENERGY Gruppe stellte den Location Intelligence-Fachleuten dafür Daten aus einer Bestandsanalyse zur Verfügung. Geospin kombinierte sie mit Verbrauchs- und Geodaten und bereitete sie auf. „Das Ergebnis ist ein digitaler Zwilling oder auch Wärmeplan genannt, der Fernwärmeausbau- und verdichtungsgebiete bewertet,“, sagt Wagner.

Schaltzentrale für die Wärmewende

Darauf unter anderem zu sehen: Wärmeanschlussleistungen und -bedarfe für Gebäude und Straßenzüge, aber auch finanzwirtschaftliche Kennzahlen. Die gewünschten Parameter legten die Partner vorab fest. „Für uns ist entscheidend, gebäudescharf ablesen zu können, wie viel Wärme benötigt wird“, sagt Jan-Ole Dittberner, Projektmanager bei der KOM|DIA. „Gleichzeitig müssen wir das auch in aggregierter Form sehen können, also pro Straßenzug.“ Noch spannender wird es auf der nächsten Ebene: Die Karte gibt auch Auskunft über die Eigenkapitalrendite nach 25 Jahren. „Damit haben wir schwarz auf weiß, ob sich der Fernwärmeausbau in diesem Quartier lohnt“, so Dittberner.

Wie von Zauberhand

Der Wärmeplan dient als Entscheidungsgrundlage. Andreas Hinz empfiehlt, neben dem Ist-Zustand, das heißt etwa Alter und Energiebedarf der Gebäude, weitere Potenziale wie Sanierungen oder Wärmequellen aufzunehmen. „Mit all diesen Informationen lassen sich Szenarien für das Fernwärmesystem erstellen, vergleichen und bewerten.“ Ein weiterer Vorteil der Location-Intelligence-Lösung liegt in der Automatisierung. „Bisher mussten wir uns die benötigten Daten manuell beschaffen, per Geoinformationssystem und Google Maps, und konnten sie nur pro Gebäude analysieren“, sagt Dittberner. „Jetzt haben wir ein benutzerfreundliches Tool, das automatisiert Informationen anzeigt und übersichtlich darstellt, wie wirtschaftlich verschiedene Fernwärmequartiere sind.“

Und was ist mit Datenschutz?

Wenn Geospin mit einem Stadtwerk zusammenarbeitet, sind Daten aus seinem Versorgungsgebiet unerlässlich. „Wir dürfen selbstverständlich nur Daten annehmen und verarbeiten, die die Datenschutz-Grundverordnung erfüllen“, sagt Wagner. Das muss im Vorfeld für jeden einzelnen Datensatz geprüft werden. Nur die Projektteilnehmenden erhalten Zugriff auf den Wärmeatlas ihres Versorgungsgebiets, sodass Dritte die Daten nicht einsehen können. Baden-Württemberg, wo die kommunale Wärmeplanung bereits Pflicht ist, hat die DSGVO für entsprechende Informationen ausgehebelt. „Wenn ein Stadtwerk also den Auftrag für die KWP von der Kommune erhalten hat, ist es möglich, bestimmte zusätzliche Daten zu nutzen“, so Wagner. Die Location-Intelligence-Lösung von Geospin bietet schon im Vorfeld das Potenzial, sich als Versorger mit einer datenbasierten Strategie für die Region zu positionieren.

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