Die Gas-Infrastruktur ist vorhanden – ob sie fit für H2 ist, muss überprüft werden. Unter Führung des DVGW haben 33 Unternehmen des Gasfachs einen konkreten Fahrplan für diese Umstellung der Gasnetze entwickelt und Ende 2020 vorgestellt. Mit dabei: Thüga und elf Partnerunternehmen.

Piloten starten, Netz ertüchtigen

Acht Punkte setzen die Projektpartner auf ihre eigene Agenda, damit sie zügig vorangehen kann. So steht beispielsweise der Einbau von H2-ready-Komponenten im Fokus. „Bei Thüga ist dies schon seit Anfang 2019 Vergabekriterium. Mit H2vorOrt tragen wir nochmals deutlich stärker an die Hersteller heran, dass wasserstoffverträgliche Komponenten dringend notwendig sind ”, sagt Anna Lamorski, Thüga-Technikerin und Mitglied der Projektgruppe. Weitere Agenda-Punkte: Pilotprojekte initiieren, das gasfachliche Regelwerk überarbeiten, eigene Netzabschnitte für 100 Prozent H2 ertüchtigen.

Fahrplan bis 2050

In der Wasserstoffdebatte werde die Bedeutung der Verteilnetze oft unterschätzt, so Lamorski. „Mit H2vorOrt haben wir ein sehr plakatives Modell für deren Zukunft entwickelt.” Es beinhaltet auch Handlungsempfehlungen an die Politik, etwa ein konkretes Ziel für den Anteil klimaneutraler Gase am Gasmix gesetzlich zu verankern.
Die Umstellung der Gasnetze sehen die Projektpartner auf drei Ebenen: Um große Mengen Wasserstoff zu transportieren, müssen Fernleitungsnetze bis 2040 für 100 Prozent H2 errichtet beziehungsweise vorhandene Netze umgestellt werden (H2-Backbone). Parallel sollten auch die Verteilsysteme im Verbund H2-ready gemacht werden. Wichtig für die regionale Energiewende: rasch eine lokale Produktion von Wasserstoff und erneuerbaren Gasen zu starten. Dazu Lamorski: „So entstehen schon früh Wasserstoff-Inseln in Regionen, die erst später an das Fernleitungsnetz angeschlossen werden.” Auf einer dritten Ebene sieht der Fahrplan vor, bis 2050 nach und nach alle Gasverteilnetze auf 100 Prozent erneuerbare Gase umzustellen.

Neue Projektpartner gesucht

„Unsere Ergebnisse kommen in der Politik sehr gut an”, sagt Lamorski. 2021 geht es weiter mit H2vorOrt. In mehreren Arbeitsgruppen werden sich Spezialisten um verschiedene Schwerpunkte kümmern. Das Spektrum reicht dabei von einem umfassenden Gasnetzgebietstransformationsplan über technische Fragestellungen und neue Technologien in der H2-Erzeugung bis hin zu politischen Arbeitspaketen. Neue Projektpartner sind willkommen.