Wie wirkt sich das Laden von Elektrofahrzeugen auf die Verteilnetze aus? Und welche Möglichkeiten gibt es, die Ladevorgänge zu steuern? Ein Forschungsprojekt sucht nach Antworten und hat einen Feldtest gestartet. Im Oktober dieses Jahres erwartet das Projektteam erste Ergebnisse.

Feldtest läuft trotz Corona

„Unser Feldtest im Forschungsprojekt Ladeinfrastruktur 2.0 läuft trotz Corona wie geplant, auch wenn wir uns bei der Akquise und Kommunikation mit den Testkunden auf digitale Kanäle konzentrieren müssen“, erzählt Olaf Bothe, Projektmanager bei KOM|DIA, bevor er eine Reihe von Grafiken aufruft. In zwei Testgebieten in Braunschweig untersuchen KOM|DIA, BS|ENERGY, BS|NETZ und Thüga gemeinsam die Auswirkungen der Elektromobilität auf die Verteilnetze und erforschen Möglichkeiten, die Ladevorgänge zu steuern. Eines der Testgebiete liegt in einem Neubaugebiet, das andere in einer Bestandsbebauung. Alle 32 Testhaushalte sind bereits mit Elektromobilen ausgestattet und laden mittels smarter Wallboxen, die an ein Heimenergiemanagementsystem angeschlossen sind. „In der ersten Phase laden alle Teilnehmer ungesteuert“, erklärt Bothe und zeigt auf einer Grafik die Netz­auslastung der Testgebiete. Das Projektteam sammelt dadurch wertvolle Erkenntnisse zum allgemeinen Verhalten von E-Mobilisten und den Auswirkungen der Ladevorgänge auf die Verteilnetze.

Auf zwei Wegen zum Optimum

Im April startet die nächste Projektphase, das gesteuerte Laden. Ab diesem Zeitpunkt geben die Tester in einer App den Zeitpunkt an, zu dem ihr Auto vollgeladen sein soll. Zusätzlich wählen sie die Optimierung aus, die sie wünschen. „Wir bieten zum einen preisoptimiertes Laden durch reduzierte Netzentgelte an“, so Bothe. „Als andere Option können die Testerinnen aber auch CO2-optimiert laden.“ Das preis- beziehungsweise netzoptimierte Laden verschiebt den Ladevorgang in Schwachlastzeiten, wenn niedrige Netz­entgelte erhoben werden. Bei der Optimierung des CO2-Fußabdrucks laden die E-Autos dann, wenn der prognostizierte Erneuerbare-Energien-Stromanteil im Netz besonders hoch ist. Aus den gemeldeten Ladevorgängen, den vom Netzbetreiber vorgegebenen Grenz­werten für die Belastung der Ortsnetzstation und den geplanten Abfahrtszeiten entsteht dann jeden Tag ein Ladefahrplan. Das Projektteam erwartet erste Ergebnisse aus dem Feldtest im Oktober 2021.