Newsletter Service
Mit unserem Newsletter erhalten Sie stets aktuelle Hintergrundinformationen über die Energiewirtschaft in Deutschland.
Dürren, Starkregen, Hitzewellen: Auch die Wasserversorger in der Thüga-Gruppe reagieren auf den Klimawandel und investieren entsprechend in ihre Anlagen und Netze.
Auf das Wetter ist kein Verlass mehr: Schien bis vor wenigen Jahren die Wasserversorgung in Deutschland größtenteils gesichert, mehren sich, ausgelöst durch heiße, trockene Sommer und niederschlagsarme Winter, besorgte Stimmen, die vor einem Wassermangel warnen. „In den meisten Regionen Deutschlands kann von Wasserknappheit keine Rede sein“, beruhigt Christian Beßer aus dem Thüga-Bereich Vertrieb/Marketing. „Im Gegenteil: Viele Wasserversorger spiegeln uns, dass ihr Grundwasserspiegel sogar ziemlich hoch liegt.“ Trotzdem gibt es einige Gebiete wie zum Beispiel im Harz oder am Oberrheingraben, die zeitweise über geringe Wasservorräte verfügten. Beßer: „Wenn hier der Wasserverbrauch etwa durch neue Rechenzentren oder andere Industrieanlagen steigt, muss gegengesteuert werden – etwa durch die Erschließung neuer Quellen oder Uferfiltrieranlagen.“ Einige Wasserversorger aus der Thüga-Gruppe stehen deshalb vor großen Investitionen, um auch künftig ihrer Kundschaft eine sichere Wasserversorgung und hohe Wasserqualität zu gewährleisten.
„Die aktuelle Lage ist durchaus herausfordernd“, bekennt Ronald Roepke. Der Geschäftsführer der Wasserversorgung Rheinhessen-Pfalz GmbH (wvr) erlebt die Folgen des Klimawandels hautnah, liegt das Wasserunternehmen doch in einer der heißesten und trockensten Regionen Deutschlands. „Die Quellwassermengen sind bereits um 60 Prozent zurückgegangen und die Grundwasserneubildung um 40 Prozent. Um unsere Kunden auch künftig sicher mit Wasser zu versorgen, werden wir vermehrt auf Uferfiltrat setzen.“ Das bedeutet, dass Rohwasser aus einem oberflächlichen Gewässer, im Fall der wvr dem Rhein, durch den Boden in einen ufernahen Brunnen sickert und so auf natürliche Weise gefiltert wird. In Guntersblum, einer Versorgungsgemeinde der wvr, soll zudem das Wasserrecht von 15 Millionen auf 30 Millionen Kubikmeter verdoppelt werden, um den steigenden Wasserverbrauch durch die wachsende Bevölkerung und die Landwirtschaft zu kompensieren. Einen entsprechenden Antrag hat die wvr bereits gestellt.
„Wir segeln hart am Wind“, sagt Roepke und meint damit all die Herausforderungen, denen sich die wvr stellen muss. Doch der Wasserversorger hat seine Hausaufgaben frühzeitig gemacht und ein Drittel seiner Umsatzerlöse in das Unternehmen reinvestiert. Roepke: „Um unsere Kapazitäten zu erweitern, investieren wir in zahlreiche Infrastrukturmaßnahmen. So bauen wir beispielsweise viele kleine Hochbehälter in moderne Großbehälter um.“ Ein Treiber für den Ausbau ist unter anderem der Bau eines Pharmawerkes und eines Rechenzentrums im Versorgungsgebiet. „Wir erweitern unsere Wasserversorgung, um auch künftig wirtschaftlich arbeiten zu können“, betont Roepke.
Seit 2019 hat die wvr jährlich mithilfe des Thüga-Tools Preiskalkulation Wasser (PKW) ihre Wasserpreise angepasst und diese offen gegenüber ihren Kunden kommuniziert. Durch einen proaktiven und transparenten Austausch mit der Kartellbehörde gab es wegen der Wasserpreise keinen Konflikt. Wirtschaftlich schaut Roepke deshalb trotz aller Herausforderungen optimistisch in die Zukunft: „Wir haben eine signifikante schwarze Zahl geschrieben, keine schwarze Null.“ Als reiner Wasserversorger nimmt die wvr in der Thüga-Gruppe eine Alleinstellungsposition ein. „Unsere Stärke ist, dass wir uns auf unsere Kernkompetenz konzentrieren können. Das macht uns stark und resilient.“
Unter Wassermangel leiden die Stadtwerke Stade nicht. „Unsere Wasserreservoirs liegen in 100 Meter Tiefe und reichen für die nächsten Jahrzehnte“, sagt Olaf Schacht, Geschäftsbereichsleiter Netze und Anlagen bei der Stadtwerke Stade GmbH. Eigene Studien sowie das durch das Land Niedersachsen initiierte „Modellbasierte Wassermanagement für den Landkreis Stade“ bestätigen diese Aussage. Trotzdem nimmt das Unternehmen im Norden von Niedersachsen in den kommenden Jahren viel Geld in die Hand, um die Wasserversorgung fit für die Zukunft zu machen. „Wir betreiben zwei Wasserwerke“, sagt Schacht. „Eines ist über 100 Jahre alt und immer auf dem Stand der Technik gehalten worden das andere ca. 50 Jahre. Dieses müssen wir ersetzen, da es baulich nicht zu erweitern und eine Sanierung nicht wirtschaftlich ist.“ Das ältere Wasserwerk bleibt erhalten.
Abb. iStock
Deshalb haben sich die Stadtwerke Stade für einen Neubau am gleichen Standort entschieden. Grund Nummer eins: Der Wasserverbrauch ist gestiegen. Schacht: „Vor 35 Jahren hat die Stadt etwas über 40.000 Einwohner gehabt, heute sind es knapp 50.000. Auch Gewerbe und Industrie verzeichnet Zuwächse.“ Grund Nummer zwei: Die die Filterkapazitäten und somit die Auswirkung auf Wasserqualität reichen nicht aus. „Eisen und Mangan im Wasser sind an sich nicht schädlich“, erklärt Schacht. „Ist die Konzentration jedoch zu hoch, wird das Wasser braun.“ Braunes Wasser aus der Leitung? Das will niemand.”
Die Investitionskosten für das neue Wasserwerk liegen zwischen 18 und 20 Millionen Euro. Schacht: „Das bedeutet, dass das Wasser künftig etwas teurer wird. Aktuell liegt der Wasserpreis bei 1,19 Euro, netto pro Kubikmeter zuzüglich Grundpreis. Der Arbeitspreis wird sich für die Kundschaft um 40 bis 45 Cent erhöhen.“ Da man aber von einem günstigen Preisniveau komme und die Erhöhung entsprechend kommunizieren werde, rechnet man in Stade mit einer weitgehenden Akzeptanz. Das neue Wasserwerk geht frühestens 2029 in Betrieb. „Jetzt stellen wir erst einmal den Bauantrag“, sagt Schacht. „Wenn die Genehmigung da ist, wollen wir verbindliche Termine kommunizieren.“
„Das Wasserwerk Haßloch wurde 1969 gebaut und gut instand gehalten“, sagt Andreas Spiegel, Technischer Leiter der Gemeindewerke Haßloch GmbH. „Aber natürlich war uns klar, dass das Wasserwerk in die Jahre kommt und wir etwas tun müssen.“ Eine Machbarkeitsstudie spielte zwei Szenarien durch: eine Sanierung des Wasserwerks und einen Neubau. Das Ergebnis war eindeutig: Ein Neubau ist wirtschaftlicher und soll auf einer Freifläche neben dem bisherigen Wasserwerk errichtet werden. „Das ist ideal, denn so können wir Synergieeffekte, wie die vorhandene Leitungsinfrastruktur, nutzen“, sagt Spiegel. Die Gemeindewerke Haßloch nehmen für den Neubau 8,5 bis 9 Millionen Euro in die Hand. Baustart soll 2027 sein, die Inbetriebnahme zweieinhalb Jahre später.
Beim Neubau spielt auch der Klimawandel eine Rolle. Spiegel: „Bereits heute geht bei uns der Spitzenverbrauch an Wasser in die Höhe.“ Grund sind wachsende Einwohnerzahlen und eine größere Anzahl privater Swimmingpools. Spiegel: „Das Land Rheinland-Pfalz überlegt sich, in der Vorderpfalz ein Zentralwasserwerk am Rhein zu bauen, um die künftige Wasserversorgung der Region sicherzustellen. Das soll in einer Machbarkeitsstudie analysiert und gegebenenfalls in 15 bis 20 Jahren realisiert werden.“
Mit dem Thüga-Tool Optistrat haben die Gemeindewerke Haßloch eine Investitionsstrategie entwickelt, um unter anderem ihr Wassernetz zu modernisieren. „Wir investieren jährlich bis zu 1,2 Millionen Euro in die Netze – das ist für ein Gemeindewerk unserer Größe viel“, so Spiegel. Die Rohrbruchrate liegt bei nur ein bis zwei Fällen pro Jahr. Beim Wasserpreis fühlt sich Spiegel auf der sicheren Seite: „Wir nehmen regelmäßig am Thüga-Benchmarking teil und liegen beim Ranking im unteren Drittel.“