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Die Kommunale Wärmeplanung ist verpflichtend. Was dabei nicht zu kurz kommen sollte: die Bürgerinnen und Bürger umfassend zu informieren. Zwei Thüga-Partnerunternehmen berichten von ihren Erfahrungen mit Bürgerversammlungen zum Thema.
Planung und Umsetzung der Kommunalen Wärmeplanung (KWP) ist ein komplexer Prozess, der in der Bevölkerung für Unsicherheiten und Ängste sorgt. Umso wichtiger ist es für die zuständige Kommune, gemeinsam mit ihrem Stadtwerk oder Energieversorger die Kundinnen und Kunden über die Planungen und Ergebnisse zu informieren und deren Fragen zur KWP zu beantworten.
„Wir haben im Zuge der KWP gemeinsam mit den Kommunen in unserem Versorgungsgebiet bereits fünf Bürgerversammlungen abgehalten“, sagt Marcelo Peerenboom, Leiter Stabsstelle Kommunikation bei der Energieversorgung Mittelrhein (evm). Bürgerversammlungen sind bei der Planung und Umsetzung der KWP nicht gesetzlich verpflichtend, doch gelten sie für deren Organisation als Schlüssel zum Erfolg. „Die Diskussionen über die Zukunft der Wärmeversorgung haben unsere Kundinnen und Kunden sehr verunsichert“, sagt Peerenboom. „Umso wichtiger ist es für unsere Kommunen und uns als Versorger, diese Ängste ernst zu nehmen und für eine offene und transparente Kommunikation zu sorgen.“
Ziel der Bürgerversammlungen sei es, Verständnis und Vertrauen in die notwendigen Maßnahmen der Wärmeplanung zu wecken. Der Kommunikationsexperte kann die Sorgen der Menschen nachvollziehen: Letztlich wirke sich die Wärmewende unmittelbar auf den Geldbeutel der Kundinnen und Kunden aus. „Manche haben Angst, dass ihre Altersversorgung zusammenbricht, die sie sich jahrzehntelang aufgebaut haben.“ Umso wichtiger sei es, die Leute bei der Hand zu nehmen und ihnen genau zu erklären, was auf sie zukommt
Der Lead bei der Planung der Bürgerversammlungen liegt bei den jeweiligen Kommunen. „Diese haben auf den üblichen Kanälen für ihre Veranstaltungen eingeladen, vom Amtsblatt hin bis zur Plakatierung und Bespielung vorhandener Social-Media-Kanäle. Wir haben flankierend auf unseren evm-Kanälen – also der Webseite, dem Kundenmagazin und Social-Media-Kanälen – auf die Veranstaltung aufmerksam gemacht“, so Peerenboom.
Auch die örtliche Presse sei eingeladen worden. „Das Interesse war groß. In Koblenz kamen sicher an die 200 Besucherinnen und Besucher, in den kleineren Gemeinden wie Lahnstein um die 80.“ Peerenbooms Erkenntnis nach fünf Bürgerversammlungen: „Die Menschen können mit den Ergebnissen der KWP besser umgehen als mit den Informationen, die sie bei der ersten Vorstellung der Planung der KWP erhalten.“ Die Klarheit, ob für ihr Wohngebiet eine Wärmepumpe das geeignete Mittel der Wahl ist oder ob es an ein Fernwärmenetz angeschlossen werde, schaffe Sicherheit. „Darum bemühen wir uns, auch weiterhin die Menschen und Unternehmen bei ihren spezifischen Fragen zur Wärmewende abzuholen und Workshops zu diesen Themen zu organisieren.“
Auch die Stadtwerke Reichenbach (swrc) hatten im Dezember gemeinsam mit ihrer Kommune zu einer Bürgerversammlung eingeladen, um sie über die bisherigen Ergebnisse aus der KWP zu informieren. Eingebunden in die Durchführung der Veranstaltung waren nicht nur die Verantwortlichen aus der Kommune und der swrc, sondern auch die mellon Gesellschaft für nachhaltige Infrastruktur, die Verbraucherschutzzentrale, die sächsische Energieagentur sowie die örtlichen Handwerksbetriebe. „Wir haben im Versammlungssaal im Rathaus eine kleine Messe aufgebaut, um das Thema für die Menschen noch greifbarer und verständlicher zu machen“, sagt Lars Lange, Geschäftsführer der Stadtwerke Reichenbach. Doch obwohl Kommune und die swrc auf den üblichen Kanälen für die Bürgerversammlung eingeladen hatten, war die Resonanz gering. „Ein Dutzend Leute sind gekommen, mehr nicht“, bedauert Lange. „Das Vertrauen der Menschen in die Politik ist spürbar beschädigt, auch verursacht durch die Kommunikation des ,Heizungsgesetzes‘.“ Diese Verunsicherung und Unzufriedenheit hätten sich auch auf kommunaler Ebene ausgedrückt, beispielsweise durch die geringe Beteiligung bei der Wahl des Oberbürgermeisters. Diese habe bei 30 Prozent gelegen. Lange: „Vielleicht kann man unter den politischen Umständen im Moment nicht mehr Interesse an der KWP wecken?“
Dabei ist Reichenbach, was die Nutzung erneuerbarer Energien angeht, ein Vorreiter. Denn seit Langem kann sich die Stadt aufgrund einer Biomethananlage über 45 Prozent erneuerbare Energie in der Fernwärme freuen. Leider hat der Biomethanproduzent die Kosten deutlich erhöht, sodass der Wärmepreis neu verhandelt werden muss. Lange wundert sich: „Eigentlich müssten die Bürgerinnen und Bürger interessiert sein, wie es mit ihrer Wärmeversorgung und mit der Wärmewende generell weitergeht.“ Aber so eine Bürgerversammlung sei immer nur ein Angebot, das die Menschen annehmen können oder nicht. „Wir werden weiterhin Gesprächsangebote schaffen, denn nur so bekommen wir den nötigen Rückhalt für die notwendigen Veränderungen.“