Seit 2022 gibt es das Nachhaltige BeschaffungsNETZWERK in der Thüga-Gruppe. Es wurde gegründet, um ein nachhaltiges Lieferkettenmanagement für den Thüga Holding-Konzern und das Beschaffungsnetzwerk der Partnerunternehmen aufzubauen. Was wurde seitdem erreicht und wie geht es weiter? Ein Rückblick mit Ausblick.

Mehr Nachhaltigkeit in der Beschaffung 

Verantwortungsvolle Unternehmensführung ist ein Zusammenspiel ökonomischer, rechtlicher und ethischer Belange. Dies gilt besonders für die Beschaffung, bei der die Erfüllung regulatorischer Anforderungen entlang der Lieferkette sehr komplex ist. „Wir erwarten die Einhaltung der hohen Standards, die wir uns selbst gesetzt haben, auch von unseren Geschäftspartnern und Lieferanten sowie von deren Vorlieferanten“, stellt Christiane Holzapfel fest, Mitinitiatorin des Nachhaltigen BeschaffungsNETZWERKES aus dem Bereich Einkauf der Thüga. Um den Weg zu mehr Nachhaltigkeit zu unterstützen, wurde das Netzwerk 2022 zusammen mit zehn Partnerunternehmen gegründet. Es organisiert Informationsveranstaltungen und Workshops für Fach- und Führungskräfte im Einkauf sowie Nachhaltigkeitsmanagement der Thüga und der Partnerunternehmen. Vorbereitung und Durchführung dieser Angebote sowohl online als auch vor Ort betreut maßgeblich Christiane Holzapfel.

Dazu kommt Unterstützung von außen. Ein auf Nachhaltigkeit spezialisiertes Institut koordiniert und erarbeitet Leitlinien für den Umgang mit der EU-Regulatorik, eine auf diesen Bereich fokussierte Fachanwaltskanzlei übernimmt die rechtliche Beratung. So ist unabhängige, juristisch belastbare Fachkompetenz von Anfang an mit an Bord. 

Sieben Arbeitsgruppen, ein gemeinsames Ziel 

Im Gründungsjahr begannen sieben Arbeitsgruppen aus dem Nachhaltigen BeschaffungsNETZWERK, besetzt mit Einkaufsmitarbeitenden aus der Thüga-Gruppe, Lösungen für Nachhaltigkeitsanforderungen im Einkauf zu erarbeiten, wie unter anderem die effektive Umsetzung des Gesetzes über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten in Lieferketten (LkSG). Im Folgejahr wurde darüber hinaus ein Bieterdialog mit Lieferanten organisiert. Dabei wurden deren Kompetenzen im Bereich Nachhaltigkeit evaluiert und darauf aufbauend nachhaltige Vergabe kriterien definiert. Die Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen wurden anschließend im Extranet den Partnerunternehmen bereitgestellt.

Ebenfalls 2023 belegte eine Umfrage die hohe Zufriedenheit der Teilnehmenden im Nachhaltigen BeschaffungsNETZWERK. Für sie bringen der Wissens- und Erfahrungsaustausch, persönliche Kontakte, aktive Mitarbeit und neue Impulse echten Mehrwert. Die hohe Akzeptanz spiegelt sich auch in der Teilnahme von mehr als 60 Personen aus der Thüga-Gruppe an den Veranstaltungen wider. 

Symbolbild: Häkchen aus Containern
Abb: GettyImages

Neue Formate für mehr Transparenz 

2024 erfolgte eine grundlegende Anpassung der Formate, basierend auf Feedback der Teilnehmenden. Während sich diese bis dato in parallelen Arbeitsgruppen ausgetauscht hatten, wurden die Themen fortan gemeinsam in modular aufgebauten Blöcken bearbeitet. Diese blockweise gemeinsame Behandlung von Themen brachte einen Gewinn an Transparenz für alle Akteure: Sie sind von Anfang an in alle anstehenden Themen eingebunden. Zusätzlich gibt es alle 14 Tage einen Regeltermin für LkSG- und Menschenrechtsbeauftragte der Thüga-Gruppe, um die Stadtwerke bei der Umsetzung ihrer LkSG-Sorgfaltspflichten zu unterstützen. „Damit geben wir eine klare Guidance, um komplexe regulatorische Anforderungen zu bewältigen“, unterstreicht Dr. Matthias Conze, LkSG-Beauftragter der Thüga aus dem Bereich Einkauf.

Einer der Themenblöcke hatte beispielsweise sogenannte Scope-3-Treibhausgase zum Inhalt. Diese umfassen auch die klimaschädlichen Emissionen, die in der vorgelagerten Lieferkette entstehen. Es wurde erläutert, wie sich Treibhausgase in Scope 3 definieren, was unter CO2-Äquivalenten zu verstehen ist, wie Carbon Footprints ermittelt werden, und vor allem, wie Emissionen durch bewusste Beschaffung reduziert werden können. Positive Effekte lassen sich unter anderem erzielen, indem Bestellungen gebündelt und dadurch viele Einzellieferungen vermieden werden.

Der Einkauf sollte sich in seinen Nachhaltigkeitsbemühungen auf die Warengruppen mit den größten Hebeln fokussieren. Aber wie baut man ein strategisches Warengruppenmanagement auf, das die Ziele der Materialwirtschaft unterstützt? Und wie bettet sich dieses in die Unternehmensstrategie ein? Dies wurde beispielsweise in der FragestundeEINKAUF behandelt, einem ebenfalls neuen Format, das monatlich stattfindet. Hier können Teilnehmende gezielt Fragen aus ihrem eigenen Unternehmenskontext stellen, die vom Nachhaltigkeitsinstitut und der Rechtsanwaltskanzlei beantwortet werden. Die anderen Teilnehmenden hören nicht nur zu, sondern geben selbst Ratschläge und lernen voneinander – ganz im Sinne von „Besser gemeinsam. Gemeinsam besser.“. 

Blaupause für mehr 

„Menschenrechte in der Lieferkette, aber auch Umwelt- und Klimaschutz sind für eine nachhaltige Beschaffung essenziell, selbst wenn sich eine Abschwächung der EU-Regulatorik im Bereich Nachhaltigkeit abzeichnet“, so Christiane Holzapfel. Als Plattform für Austausch, Orientierung und Umsetzung der Nachhaltigkeitsstandards hat das Nachhaltige BeschaffungsNETZWERK in der Materialwirtschaft schon heute einen Standard gesetzt. Für viele ist es längst ein Modell für branchenübergreifende Kooperation.

Als neue Themenblöcke stehen 2025 an: nachhaltige Vergabekriterien, Kreislaufwirtschaft, Lieferantenmanagement & Kommunikation sowie Nachhaltigkeitsaspekte in den Warengruppenstrategien. Zudem wird es Sonder-Webinare zu ausgewählten Themen geben.