Obwohl alle Marktakteure mit Hochdruck an der Umsetzung von Redispatch 2.0 gearbeitet haben, konnten sie die Deadline für die Umsetzung zum 1. Oktober nur bedingt einhalten. Thüga Energienetze setzte fristgerecht um – mit Workarounds.

Für die Verzögerung gibt es zahlreiche Gründe, handelt es sich doch um ein enormes, deutschlandweites Digitalisierungsprojekt. Viele Netzbetreiber und Einsatzverantwortliche hatten technische Probleme, sich rechtzeitig an die zentrale Plattform RAIDA (connect+) anzubinden oder darüber Daten auszutauschen. Außerdem wurden den Netzbetreibern die notwendigen Stamm- und Bewegungsdaten Redispatch-relevanter Anlagen kaum gemeldet. Die Branche kritisierte generell den knapp bemessenen Zeitraum, um die komplexen IT-Lösungen zu implementieren und vor allem zu testen. Mitte September veröffentlichte der BDEW kurzfristig Teil-Übergangslösungen für Redispatch 2.0 (RD 2.0). Deren Realisierung stellt für alle Marktakteure weitere Herausforderung dar, denn es bedarf dadurch teils neuer technischer Anpassungen der IT-Systeme und Prozesse. „Fallback- oder Workaround-Lösungen waren für jeden Verteilnetzbetreiber unumgänglich, um den 01.10. zu schaffen“, sagt Redispatch-Expertin Julia Holl vom Thüga-Kompetenzteam Netztechnik.

THEN: Gemeinsam zum Redispatch

Erfolgreicher Praxistest von RD 2.0 bei den Thüga Energienetzen: Eine Anlage wurde über das RD 2.0-System erfolgreich auf null Prozent Erzeugungsleistung reduziert, das Lämpchen leuchtet.

Auch das Team im Umsetzungsprojekt „THEN RD 2.0“ von Thüga Energienetze (THEN) mit Thüga konnte die zwingend notwendigen Prozesse für Redispatch 2.0 nur durch Workaround-Lösungen fristgerecht umsetzen. „Bis Ende 2021 liegt der Fokus auf der Finalisierung der Softwaresysteme und Prozesse, so dass wir RD 2.0 nun Schritt für Schritt für den finalen Regelbetrieb an THEN übergeben können“, sagt Holl. Bei THEN und einem weiteren Dutzend Mandanten aus der Thüga-Gruppe werden die Redispatch-Anforderungen durch kombinierte Systembausteine von Venios, Thüga SmartService und der jeweils eigenen Bestandssoftware umgesetzt. Die Venios-Software läuft in der Microsoft Azure-Cloud und ermöglicht es THEN perspektivisch Geschäftsprozesse digital zu optimieren, zum Beispiel eine automatisierte Netzverträglichkeitsprüfung für PV-Anlagen. „Die gemeinsame Umsetzung hat für unsere Mandanten Vorteile, da zahlreiche Aufgaben zentral im Projekt für sie gelöst wurden“, erklärt Dietmar Ehinger von der THEN. „Und da mehrere Partnerunternehmen die Venios Energy Platform nutzen, plant THEN eine Venios-Anwendergemeinschaft einzuführen. Damit können wir unsere Interessen bündeln und gemeinsam für Softwareoptimierungen eintreten.“