Ein komplizierter Name, der eine aufwändige Umsetzung erahnen lässt: Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) ist am 1. Januar 2023 in Kraft getreten und sorgt dafür, dass die Lieferkette künftig mit Nachhaltigkeit eng verwoben sein wird. Zwar ist es zu Beginn nur für Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeitenden verpflichtend, doch die Thüga tut gut daran, sich schon darauf einzustellen – ein Gesetzesvorschlag mit verschärften Anforderungen ist bei der EU-Kommission bereits in Planung.

Im Sommer 2022 hat Thüga mit neun Partnerunternehmen ein „Nachhaltiges BeschaffungsNETZWERK“ gegründet. „Ziel sind praktikable Lösungen, die den neuen gesetzlichen Anforderungen und einer nachhaltigen Beschaffung gerecht werden“, sagt Christiane Holzapfel von der Thüga-Materialwirtschaft. „Allein kann eine Einkaufsabteilung das nur schwer umsetzen.“

Containerschiff, Copyright Michael von Pixabay.
Viele Waren kommen heute aus Asien mit dem Containerschiff. Auch dort muss die Lieferkette sauber sein.

Vom Kugelschreiber bis zum Trafo
Das LkSG legt Verbesserungen beim Umweltschutz und in Bezug auf Menschenrechte entlang globaler Lieferketten fest. Zum Beispiel sind künftig Unternehmen verpflichtet, jährlich Risikoanalysen aller Warengruppen durchzuführen und Präventionsmaßnahmen einzufordern. Das Gesetz betreffe im Grunde alle Waren, so Holzapfel. „Es fängt beim Kugelschreiber an und reicht bis zur Lieferung einer Trafostation oder einem Mittelspannungskabel.“

Arbeitsteilung
Das Gesetz bedeutet vor allem einen enormen Mehraufwand für die Einkaufsabteilungen in den Unternehmen. Mit Inflation und gestiegenen Preisen gibt es ohnehin verstärkten Kommunikationsbedarf; die Beschaffung ist durch das Russland-Embargo und Lieferengpässe komplizierter geworden. Das Nachhaltige BeschaffungsNETZWERK soll hier entlasten: Man kann Aufgaben teilen und sich gegenseitig durch regelmäßigen Austausch zu Best Practice unterstützen.

Schulung und Arbeitsgruppen
Sechs Arbeitsgruppen umfasst das NETZWERK, das ein erstes Zwischenfazit im März 2023 präsentieren will. Ein wichtiger Punkt ist die Schulung von Einkäufer:innen zum Thema Nachhaltigkeit. „Wir wollen informieren, was es bedeutet, nachhaltig zu beschaffen. Zunächst für das Thema sensibilisieren und alle, Unternehmen und Mitarbeitende, auf den gleichen Stand bringen“, erklärt Holzapfel. Die Schulungen für den Thüga-Einkauf starten ab Januar nächsten Jahres und werden, wie auch die Arbeitsgruppen, vom Jaro-Institut aus Berlin moderiert, das schon die badenova-Tochter bnNetze bei Beschaffungsthemen beraten hat.

Einheitliche Standards
„Auch wenn wir gesetzlich im Moment dazu noch nicht verpflichtet sind: Wir wollen Vorreiter sein und hier in der Thüga-Gruppe einheitliche Standards entwickeln“, bringt es Holzapfel auf den Punkt. „In einem immer stärker vernetzten Beschaffungsmarkt wirkt das Gesetz nicht nur direkt auf unsere Lieferanten, sondern auch auf unsere Partnerunternehmen, sobald sie in der Rolle des Lieferanten für größere Abnehmer sind“, so Holzapfel. Denn wenn beispielsweise ein Kunde eines Partnerunternehmens mit mehr als 3.000 Mitabeitenden frage, ob die gesetzlichen Erfordernisse bei der Lieferkette eingehalten werden, „dann müssen wir dies bereits heute nachweisen und Antworten liefern.“