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Künstliche Intelligenz beeinflusst unseren Alltag immer stärker. Auch die Energiewirtschaft macht keine Ausnahme. Thüga beschäftigt sich intensiv mit Chancen und Herausforderungen. Ein Interview mit Andreas Dezor und Sven Martens aus den Kompetenzcentern Digitalisierung & Kaufmännische Beratung sowie Innovation.
KI hilft uns, Prozesse zu optimieren und effizienter zu gestalten. Besonders in Zeiten des Fachkräftemangels kann sie Routineaufgaben übernehmen und Mitarbeitende entlasten. In der Netzsteuerung, der Kundenkommunikation oder im Energiehandel sehen wir großes Potenzial.
Wir haben uns in den letzten zwei Jahren intensiv mit KI beschäftigt. Zunächst haben wir mögliche Anwendungsfälle identifiziert und Erfahrungen aus unseren Partnerunternehmen gebündelt. Heute gibt es etablierte Austauschformate wie den KI-Lenkungskreis, den KI-Stammtisch und den KI-Infotag. So teilen wir Wissen und entwickeln Lösungen gemeinsam weiter.
Einige Partnerunternehmen setzen Chat- und Voice-Bots ein, um die Kundenkommunikation zu automatisieren. Andere testen KI-gestützte Systeme zur Netzinspektion oder für Prognosen im Energiehandel. Die Thüga selbst hat, wie einige Partnerunternehmen, einen Copiloten eingeführt, der Mitarbeitende bei der Texterstellung unterstützt.
Überall entlang der Wertschöpfungskette. In der Erzeugung kann KI Kraftwerke effizienter steuern, im Handel Preisprognosen optimieren. Ein spannendes Beispiel ist das Drohnenprojekt der N-ERGIE: Drohnen inspizieren autonom Freileitungen und liefern in Echtzeit Daten zu potenziellen Schäden. Das hilft, Wartungsarbeiten gezielter zu planen (s. Kasten).
Neben der strategischen Orientierungsgrundlage bieten wir viele praktische Hilfen. Dazu gehören E-Learnings, eine Mustervorlage für KI-Richtlinien, Informationen zum EU AI Act und regelmäßige Austauschformate wie den KI-Stammtisch und den Infotag. Zudem gibt es spezialisierte Arbeitsgruppen zu Microsoft Copilot, Chat- und Voice-Bots oder KI und Cybersicherheit.
Wir haben fünf zentrale Hürden identifiziert. Erstens fehlt oft das Verständnis dafür, wie KI im Geschäftsalltag einen echten Mehrwert bringt. Zweitens gibt es Unsicherheiten, zum Beispiel bei Datenschutz und Compliance. Drittens mangelt es an klaren Zuständigkeiten und Ressourcen mit KI-Know-how. Viertens sind viele Prozesse und IT-Systeme noch nicht auf KI ausgerichtet. Und fünftens fehlt es manchmal an Akzeptanz – sei es durch Ängste vor Arbeitsplatzverlust oder durch mangelnde Unterstützung auf Management-Ebene.
Wir können den Mehrwert noch nicht in Zahlen ausdrücken. Dieser hängt vom Anwendungsfall ab. Laut einer Studie der Harvard Business School liegt beispielsweise die Produktivitätssteigerung durch KI im Beratungssektor bei 40 Prozent. Das Potenzial entlang der Wertschöpfungskette ist enorm.
Wir stehen noch am Anfang. Die kommenden Jahre sind entscheidend, um KI langfristig zu verankern. Ich bin überzeugt, dass KI so selbstverständlich in unseren Alltag einziehen wird wie E-Mail und Internet.
Absolut. Der erste große Hype ist vorbei, wir befinden uns im Tal der Ernüchterung. Jetzt geht es darum, weitere Projekte umzusetzen, Potenziale von KI gezielt für uns zu heben. Unternehmen, die jetzt nicht einsteigen, laufen Gefahr, abgehängt zu werden.
Dr. Matthias Cord, stellvertretender Vorsitzender des Vorstands der Thüga:
„Künstliche Intelligenz ist in allen Lebensbereichen und in der Wirtschaft angekommen. Jetzt müssen wir schnell sein und KI gewinnbringend nutzen. Für Kommunal- und Regionalversorger sehen wir die größte Herausforderung beim Training von KI-Modellen. Denn dafür brauchen wir sehr viele Daten – mehr, als jeder einzelne Energieversorger sammeln könnte. Die Thüga-Gruppe kann hier ihre Stärke ausspielen: individuell Daten sammeln, gemeinsam teilen und auswerten! Nur so können wir bestimmte Anwendungsfälle erschließen.“
„Wir testen mit 15 Thüga-Partnerunternehmen für zwei Monate das Tool Noxtua. Es ist mit allen deutschen und englischen Gesetzestexten gefüttert und entspricht den strengen deutschen Datenschutzbestimmungen. Wir erhoffen uns drei Effizienzsteigerungen: Das Tool soll erstens Entwürfe rechtlicher Texte anfertigen, zweitens rechtliche Dokumente und lange Schriftsätze zusammenfassen und auswerten, drittens Recherchearbeiten übernehmen. Es ist als Hilfsmittel gedacht und wird Juristinnen und Juristen nicht ersetzen; wir Fachleute müssen die Ergebnisse am Ende verantworten. Wir tauschen uns regelmäßig über unsere Erfahrungen aus, alle hinterfragen das Tool auf unterschiedliche Weise.“
Dr. Winfried Rasbach, Leiter Thüga Kompetenzcenter Recht
„Unsere Vision: Drohnen-Kamera-Systeme einzusetzen, die automatisiert Infrastruktur wie Freileitungen überfliegen, detektieren und technische Daten weitergeben. So erfahren wir, ob ein Mitarbeiter zur Reparatur muss. Um Fehler gut zu identifizieren und einzuordnen, müssen wir die KI mit sehr viel Input über die jeweiligen Bauteile der Infrastruktur anreichern und trainieren. Je mehr Daten wir haben – der Schatz der Netzbetreiber –, umso besser und verlässlicher ist die Auswertung. Deshalb arbeiten wir mit den Thüga-Kompetenzcentern Innovation und Netze zusammen, um möglichst viele Netzbetreiber in die Entwicklung der KI einzubeziehen. Diese KI-gestützten Systeme sollen den Mangel an Fachkräften abfangen und Effizienzen in unseren Prozessen steigern.“
Rainer Kleedörfer, Leiter Unternehmensentwicklung bei der N-ERGIE