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Welche Teilnetze ihrer Gasverteilnetze benötigen Betreiber perspektivisch weiterhin? Und wie erarbeiten sie geschickt ein zielgerichtetes Transformationsszenario? Um Antworten zu finden, hat die Thüga ihr Beratungsangebot um OptiStrat Wasserstoff erweitert. Beispiele aus Ingolstadt, Wiesbaden und Koblenz.
So individuell Gasverteilnetze und ihre Umgebungen in den vergangenen Jahrzehnten wuchsen, so individuell fallen auch die Antworten auf Fragen aus, die Verteilnetzbetreiber drängen: Welche Teilnetze brauchen sie für eine künftige klimaneutrale Energieversorgung – zum Beispiel, um anstelle von Erdgas grünen Wasserstoff hindurchzuleiten? Und wie sieht ein zielgerichtetes und realisierbares Transformationsszenario dieser definierten Abschnitte aus? Drei Beratungsvarianten von OptiStrat H2 gibt es, sie starten zunächst alle gleich: „Zuerst erheben wir die nötigen Daten aus dem Geografischen Informationssystem und der Zählerverwaltung – je nach Projektfokus entweder zum gesamten Netz oder einem definierten Pilotnetz“, erklärt Klaus Zellhuber vom Thüga-Kompetenzteam Netzstrategie. Im nächsten Schritt prüft das Projektteam die Assets auf Wasserstofftauglichkeit. Welcher Stahl ist in den Leitungen verbaut? Welcher Anteil der Armaturen ist bereits H2-ready? Mit belastbaren Werten aus den Antworten können die Unternehmen ihren individuellen H2-Transformationspfad erarbeiten, den Investitionsbedarf für ihr Gasnetz bis 2045 ermitteln sowie in die Feinplanung einsteigen.
In der ersten möglichen OptiStrat-H2-Projektvariante liegt der Fokus auf dem gesamten Netz. So gingen die Stadtwerke Ingolstadt vor. „Die verbauten Leitungen und Armaturen stellten sich als bereits größtenteils H2-ready heraus, der Mehraufwand für eine Umstellung auf Wasserstoff ist vertretbar“, berichtet Zellhuber, der auch als Thüga-Projektleiter vor Ort fungiert. Darauf aufbauend spielte das Projektteam verschiedene Versorgungsszenarien durch und leitete mögliche Transformationspfade ab. Aktuell geht es den Schritt von der technischen zur kaufmännisch-regulatorischen Betrachtung. Dabei kommt unter anderem das Thüga-Analysetool zur Regulatorischen Optimierung (ARgO) zum Einsatz. Befüllt mit den netz- und unternehmensspezifischen Daten, simuliert es die Auswirkungen unterschiedlicher Szenarien auf das Netzergebnis sowie weitere relevante Kennzahlen.
Die zweite OptiStrat-H2-Option fokussiert sich auf einzelne Teilnetze. Im Falle der ESWE Versorgung in Wiesbaden waren das rund 100 an der Zahl. „Für jedes von ihnen haben wir einen Steckbrief erstellt, der die wesentlichen Erkenntnisse der Untersuchung prägnant zusammenfasst“, erklärt Thüga-Projektleiter Maximilian Gerber. Zum Wärmebedarf etwa, der qualitativen Wahrscheinlichkeit eines zukünftigen H2-Einsatzes sowie dem technischen Aufwand und den mit ihm verbundenen Transformationskosten. „Die Steckbriefe liefern nun eine gute Orientierung, um die Umstellung der Teilnetze in einer sinnvollen Reihenfolge zu priorisieren.“
Mit einem einzelnen Prüfgebiet rund um den Koblenzer Stadtteil Kesselheim spielten die Energienetze Mittelrhein (enm) die dritte mögliche Variante von OptiStrat H2 durch. Warum die Wahl auf sie gefallen ist, erklärt Andreas Weiland, enm-Fachbereichsleiter Netzstrategie: „Wir wollten ein mit einer hohen Umstellungswahrscheinlichkeit bewertetes Prüfgebiet detaillierter betrachten – und im nächsten Schritt die Erkenntnisse auf das restliche Netz übertragen.“ Insbesondere bei den spezifischen Gegebenheiten in Koblenz ergibt die Herangehensweise Sinn: Zwei Stränge des künftigen Wasserstoff-Kernnetzes sollen einmal durchs enm-Netzgebiet verlaufen. Dazu kommen viele potenzielle H2-Industriekunden. Das Areal wurde in der Kommunalen Wärmeplanung (KWP) als Prüfgebiet ausgewiesen. Von ihm aus ist es auch zu den in der KWP vorgesehenen Fokusgebieten für Wärmenetzgebiete nicht weit. „Für sie könnten H2-befeuerte KWK-Anlagen eine wichtige Funktion übernehmen“, sagt Weiland. Eine Besonderheit beim Koblenzer OptiStrat-H2-Projekt: „Wir haben früh einen technischen Sachverständigen mit an Bord genommen, um die einzelnen Datenerhebungen immer auch aus der Perspektive ihrer späteren Genehmigungsfähigkeit zu betrachten“, berichtet Thüga-Projektleiter Maik Wilkus. Aus gutem Grund: „Sobald der erste Wasserstoff durch das H2-Kernnetz fließt, will die enm mit ihrem ersten Teilnetz bereit sein.“